Krieg der Träume – Eine dokumentarische Dramaserie von ARD und ARTE!

Die RRRedaktion für Sie wieder mit dabei: Das Projekt 18 – Krieg der Träume. Eine dokumentarische Dramaserie Zum 100. Jahrestag des Endes des Ersten Weltkriegs. Von ARTE und ARD. Das Ende des Ersten Weltkriegs am 11. November 1918 ist für die Menschen in Europa der Beginn einer Reise ins Ungewisse. Der Krieg hat die alte Ordnung der Monarchien und Imperien hinweggefegt, die alten Autoritäten haben sich als unfähig erwiesen. Nun muss die Land-karte neu gezeichnet, die Welt neu geordnet werden. Der Frieden macht Europa zu einem Labor neuer Ideen, neuer Hoffnungen und neuer Gesellschaftsentwürfe. Sechzehn europäische Nationen geben sich im Jahr 1919 eine Verfassung als demokratische Republiken oder parlamentarisch kontrollierte Monarchien. Doch von Anfang an befindet sich die Vision eines friedlichen, auf Interessensausgleich und Freundschaft bedachten, demokratischen Europas im Wettstreit mit zwei anderen, äußerst mächtigen Utopien – Kommunismus und Faschismus.

Wie und warum sich im Verlauf der einundzwanzig Jahre zwischen 1918 und 1939 die Mentalität von Millionen Europäern so sehr verändert, dass Diktatur, gewaltsame Ausgrenzung von Minderheiten und sogar ein neuer Krieg möglich sind – das ist der rote Faden der filmischen Erzählung. Im Mittelpunkt der dokumentarischen Drama-Serie „18 – Krieg der Träume“ stehen vierzehn Frauen und Männer aus Frankreich, Deutschland, Polen, Österreich, Schweden, Großbritannien, der Sowjetunion und Italien. Ihnen folgt die Serie auf ihren Wegen und Irrwegen durch diese aufregende neue Welt, indem sie ihre Erlebnisse aufwendig inszeniert, mit dokumentarischen Elementen kombiniert und zu einer packenden Serie verknüpft. Als Quelle dienen Tagebücher, Briefe und Aufzeichnungen der Protagonisten. Mit ihnen durchlebt der Zuschauer die Momente, in denen sie sich für den einen oder anderen Traum entscheiden. Anspruch ist es dabei, nicht vom Ende und vom bekannten Ausgang der Geschichte her zu erzählen, sondern die immer neuen Verzweigungen und Möglichkeiten in jedem einzelnen Leben aufzuzeigen.

Die Drama-Serie ist mit hochklassigen Schauspielerinnen und Schauspielern besetzt. Sie wurden in den Heimatländern der Protagonisten gecastet und sprechen im Film ihre Muttersprache. Die Mehrsprachigkeit ist ein besonderes Charakteristikum dieser transnationalen dokumentarischen Dramaserie, die im Team von international renommierten Regisseuren mit großem Aufwand gedreht wird. Dramaturgie und Erzählweise erfüllen Standards internationaler Serienproduktionen und unterstreichen die Leistungen des öffentlich-rechtlichen Rundfunks bei der Fortentwicklung dokumentarischer Formate. Angesetzt sind ca. 50 Drehtage in Luxemburg, Frankreich, Belgien und Holland an 23 Locations mit über 90 Settings, 120 Schauspieler aus 12 Ländern, 700 Komparsen und 900 Kostümen aus Frankreich, Deutschland, Polen (insbesondere Uniformen), Tschechien, Österreich, Spanien und Großbritannien. Die Serie wird im Frühjahr 2018 auf ARTE und im Ersten ausgestrahlt.

Umfangreiches Begleitprogramm: Über die Fernsehausstrahlung hinaus wird es ein multimediales Begleitprogramm geben, dazu gehören die Online-First-Ausstrahlung, Kinopremieren, internationale Buchveröffentlichungen, Museumsausstellungen, Symposien, ein Theaterstück, ein Webspecial von ARTE und ARD sowie umfassende Social-Media-Aktivitäten. Internationale Produktion und Distribution „18 – Krieg der Träume“ ist eine europäische Serienproduktion mit internationalen Partnern und Förderern. Eine Ko-Produktion von LOOKSfilm (Gunnar Dedio), IRIS Group (Nicolas Steil), Les Films d’Ici (Serge Lalou) mit Fortis Imaginatio in Zusammenarbeit mit ARTE und SWR sowie NDR, WDR, RBB, ORF, CT, SVT, Toute l’histoire, BBC Alba, YLE, NRK, DR, gefördert von Film Fund Luxembourg, MDM, MFG, Creative Europe, CNC, la Procirep et l’Angoa, CUS, Région Grand Est, DMPA, SACEM, Sofitvciné & Cofinova. Die dokumentarische Dramaserie ist der Beitrag von ARTE und ARD zum 100. Jahrestag des Endes des Ersten Weltkriegs.

Interview Jan Peter, Showrunner und Regisseur: Wie trifft man angesichts einer solchen Vielzahl von Tagebüchern und Lebensgeschichten eine Auswahl? Kurz gesagt: Mit sehr, sehr viel Lesen und einem exzellenten Rechercheteam! Die Herausforderung war schon bei der ersten Staffel „14“ enorm – umfasste dabei aber „nur“ vier Jahre Zeitgeschichte, die noch dazu durch einen Krieg aller gegen alle miteinander verbunden waren. Nun jedoch haben wir uns das wirklich Einzigartige vorgenommen: 21 Jahre europäische Zeitgeschichte aus dreizehn unterschiedlichen Sichtwinkeln zu erzählen, miteinander zu verweben und zugleich kollidieren zu lassen. Nachdem wir das seit drei Jahren nun versuchen, ist mir auch klar, warum dieses Unterfangen so einmalig dasteht, wie es eben ist: Die Komplexität nämlich ist enorm. Eine Art dreidimensionales Schach aus Lebensentwürfen, aus Ideengeschichte und den Gefühlen echter Menschen. Am Ende haben wir uns ja für einen „Clash“ aus möglichst unterschiedlichen Vorstellungen entschieden. D.h. dass natürlich ein Kommunist ebenso gesetzt war wie ein Faschist, eine Anarchistin ebenso wie eine Feministin. Das nämlich sind einige der großen, neuen und extrem wirkungsmächtigen Ideen in dieser Zeit. Wir haben diese theoretischen Leerstellen dann mit realen Figuren gefüllt, mit Menschen, deren echtes Leben dann natürlich immer viel weniger klar und ideal verläuft. Und wenn wir diese Brüche fanden und auch ausreichend historisch belegen konnten – dann war uns klar, dass wir eine Figur für uns gefunden haben. Wie kann man sich die Verschränkung von fiktionalen und realen Elementen in „18 –Krieg der Träume“ vorstellen? Das Archiv wird bei uns nicht als didaktische Belehrung eingesetzt, das Drama nicht als eine Art Lichtschalter, um „Emotion“ anzuknipsen. Beide Elemente folgen vielmehr ein und derselben Dramaturgie – um Geschichten und Gefühle lebendig machen zu können, um Wahrheit zu zeigen und erlebbar zu machen, ohne zu belehren. Praktisch bedeutet das: Die Szenen werden übergangslos miteinander verschnitten. Wie ja z.B. der echte Ho Chi Minh als Tellerwäscher das echte Paris des Jahres 1919 erlebt hat, so wird unser Schauspieler für diese Rolle auf das Archivmaterial aus diesem Jahr schauen. Alles wird mit allem verwoben. Damit wollen wir letztlich die Trennung zwischen „Archiv“ und „Fiktion“ aufheben und eine gemeinsame Filmerzählung herstellen. Wie ist es, wenn man mit verschiedenen Protagonisten in unterschiedlichsten Sprachen dreht? Für mich ist es eine schlichtweg glücklich machende Erfahrung, die verschiedenen Kulturen, Temperamente und Menschen am Set zu spüren. Ein russischer Darsteller kann uns wirklich mit ins Moskau des Jahres 1936 nehmen, eine junge Französin macht Paris spürbar und ein Vietnamese begibt sich mit einer ganz anderen Energie in die Rolle von Ho Chi Minh.

Natürlich gibt es manchmal ein Durcheinander von Sprachen und von Geschwindigkeiten – aber dieses Durcheinander wird nie zum Chaos, und vor allem nie zum Gegeneinander. Hinzu kommt, dass wir ja im Wesentlichen in Luxemburg, in der Mitte Europas, drehen und im Team hinter der Kamera mindestens ebenso viele Nationen wiederfinden wie davor. Da arbeitet der französische Regisseur mit dem deutschen, die französische Cutterin mit dem griechischen Location-Manager und die Luxemburger Maskenbildnerin hat ihr Team aus London, Graz und Brüssel zusammengeholt. In dem Sinne reden wir nicht nur über das „Europäische Projekt“, wir leben es jeden Tag. Mit Schwierigkeiten, sicher – aber vor allem mit einem ungeheuren Gewinn an Erkenntnis und Freude. Was ist Ihr besonderer (biografischer?) Zugang bei „18″, wenn es um widerstreitende Utopien geht? Nun habe ich natürlich weder in den Zwanziger noch Dreißiger Jahren des 20. Jahrhunderts gelebt – aber ich bin in einer geteilten Nation aufgewachsen, in der DDR, deren Entstehen die direkte Folge jener politischen Idee in der ersten Hälfte des Jahrhunderts war. Namen wie Hans Beimler oder Ho Chi Minh sind mir im Gegensatz zu meinen westlichen Kollegen vertraut – aber eben nur in jener geglätteten und zensierten Form, die den Menschen völlig hinter der jeweils politisch opportunen These verschwinden lässt. Insofern ist es schon auch eine Suche nach der Wahrheit hinter den Bildern, die mir in meiner Kindheit vermittelt worden. Aber auch die Suche nach der Wahrheit hinter den Bildern vom scheinbar unaufhaltsamen Fortschritt, vom Sieg der „Moderne““, die uns noch bis vor kurzem so selbstverständlich schienen. Auch da sind Vorbilder eher erstarrt als lebendig gezeigt worden, sind die Rollen von „Gut“ und „Böse“ eher automatisch und ohne Hinterfragen verteilt gewesen. Eine derart simplifizierte und ihrer eigenen Ambivalenz entkleidete Geschichtsdarstellung aber führt neben vielen anderen Ursachen nun genau dazu, dass Nationalisten die Geschichte sozusagen ihrerseits wieder vereinnahmen und als Waffe gegen die offene Gesellschaft benutzen wollen (und können). Wenn es eine Erfahrung gibt, die ich in „18“ einbringen will, dann ist es die, Geschichtsbilder ständig zu hinterfragen und ihre wirklich oft großen inneren Spannungen auszuhalten und diese nicht zugunsten einer wie auch immer gut gemeinten Ideologie glatt zu bügeln. Was könnte junge Zuschauer an dieser Serie interessieren? Wir erleben eine machtvolle Rückkehr des Politischen. Egal, ob uns einzelne Haltungen gefallen oder nicht – es gibt wieder Haltungen, es gibt wieder Streit. Diesen Streit gilt es auszuhalten und mit klugen Argumenten zu führen. Und ein mögliches Argument gegen allzu einfachen Nationalismus, gegen die Abschottung von Staaten voreinander, gegen das Verwenden stereotyper Feindbilder kann eben die Ge-schichte der Heldinnen und Helden von „18“ sein – die fast ausnahmslos einfach sehr jung waren. Wir sprechen hier von 18-25 jährigen, die die Hauptakteure unserer Serie sind!

Was ist das Besondere am Genre „dokumentarische Dramaserie“ aus künstlerischer Sicht? Erstmals haben wir das im Jahr 2013 mit „14“ erfunden. Das ist ein Europäischer Ansatz, eine neue Art seriellen und dokumentarischen Erzählens. Schnell haben die Amerikaner das übernommen (mittlerweile einschließlich des Begriffs) und wie so oft mit mehr Budget große inter-nationale Erfolge produziert (z. B. „Mars“ oder die „Hugh Heffner Story“). Nun gilt es also, unseren eigenen innovativen Vorsprung zu halten. Und der besteht darin, die oft spürbare Distanz der Geschichte zu verringern, ohne in allzu wohlfeile Analogien zu verfallen, ohne die Geschichte wie eine Werbebotschaft zu benutzen. Und das schaffen wir – und da sind wir noch immer weltweit einzigartig, mit dieser Mehrsprachigkeit der Charaktere, ihrer Visionen, ihrem Aufeinanderprallen. Die Realität dieser Menschen, verkörpert von ganz herausragenden Darstellerinnen und Darstellern, die eingebettet ist in großartiges Archivmaterial und die seriell erzählt wird – das entwickelt einen Sog, der so wirklich völlig neu ist. Es ist quasi eine Art echte Zeitmaschine, die wir virtuell hier betreten können.

Interview Gunnar Dedio, Produzent LOOKSfilm: Wie schafft man es, bei dieser Fülle von Kooperationspartnern, Protagonisten, Tagebüchern, Episoden etc. den Überblick zu behalten? Das gelingt nur durch ein großes Team sehr engagierter Kollegen, die sich in einem ständigen Austausch über Länder, Sprachen und Kulturen hinweg befinden und vom Herz eines Showrunners geführt werden – ein sehr gut funktionierendes Europa in Miniatur-Format. Was sind die technischen Neuerungen, mit den „18“ für bildgewaltiges Erzählen sorgt? Zum Beispiel SFX/VFX? Mit Mackevison haben wir einen der internationalen Marktführer für digitale Visual Effects an Bord, das ist uns wichtig und eröffnet neue Möglichkeiten. Unsere Neuerungen liegen jedoch in der technischen und dramaturgischen Verbindung von Archivmaterial und Dramaszenen. Nehmen Sie als Beispiel die Totale einer Straße im Berlin der Zwanziger: originaler und bild-gewaltiger als in einer guten Archivaufnahme ist diese Straße nicht zu zeigen. Also schreiben, drehen und montieren wir die biographischen Erlebnisse unserer Protagonistin Pola Negri so, dass Drama und Archiv zu einer packenden Geschichte verschmelzen. Was ist Ihre Vision, dass Sie als Produzent immer wieder solche historischen Mammutprojekte stemmen? Ich habe selber verstörende Momente von Geschichte durchlebt, in der DDR, während des Mauerfalls und danach. Menschen scheinen sehr schnell zu vergessen, dass die Freiheit und Sicherheit, in der wir gerade leben, mit viel Leid erkämpft wurden und dass wir beides wieder verlieren, wenn wir nicht aus den Fehlern unserer Vergangenheit lernen. Wir können die Geschichte aber nur begreifen, wenn wir unsere nationale und kulturelle Perspektive mal für einen Moment verlassen und uns in diejenigen hineinversetzen, die uns erst mal fremd erscheinen. Ich möchte gern dazu beitragen. Was könnte junge Zuschauer an dieser Serie interessieren? Junge Zuschauer haben, wie wir alle, ein unstillbares Bedürfnis nach guten Geschichten. Die erzählen wir – mit echten, authentischen jungen Menschen, die leben wollten, so wie wir. Die Entscheidungen getroffen haben, an die sie glaubten. Die zusammen in den Zweiten Welt-krieg gerannt sind. Ein unfassbares Drama, und doch erinnert erschreckend viel an unsere heutige Welt.

Was ist das Besondere am Genre „dokumentarische Dramaserie“ aus produktionstechnischer Sicht? Die Filmwelt bestand bisher aus den Drama-Kollegen auf der einen und den dokumentarischen Kollegen auf der anderen Seite. Das Drama entspringt der Phantasie, es baut die Figuren und Handlungen, die Räume und Kostüme so, wie sie gerade passen. Die historische Dokumentation erklärt meist mit gewisser Präzision und vielen Fakten einen scheinbar logischen Ablauf der Historie aus der Sicht des Wissenden heute. Die dokumentarische Dramaserie erzählt mit den Mitteln des Dramas – aber gleichzeitig historisch präzise Geschichte. Weil es ein Drama ist, erzählt es die Geschichte über Menschen, deren Entwicklung in der Geschichte. Die Herausforderung beginnt schon vor dem Schreiben: Es müssen ein Dutzend gut belegte Biographien gefunden werden, die wie ein Puzzle zu einem Bild verwoben werden können, sie müssen einen dramatischen Bogen vorgeben, aber auch mit allen anderen Figuren zusammenspielen, obwohl sie diese im richtigen Leben nie getroffen haben. Wir sind in jedem Moment ganz nah dran an den Lebensgeschichten, an Raum und Zeit, an der historischen Wirklichkeit. Jedes Kleidungsstück, jede Frisur, jedes Plakat muss historisch korrekt sein. Auf der anderen Seite dozieren und kommentieren wir nicht aus dem Nachhinein, wie es die Dokumentation gern macht. Unsere Figuren erleben Geschichte aus dem Moment heraus, indem sie selber die Geschichte schreiben – wie wir. Diese Arbeitsweise ist für viele in dem über 100-köpfigen Team neu und nur dadurch möglich, dass Jan Peter als Showrunner mit seinem Team unermüdlich beide Welten immer wieder zusammenführt und ich als Produzent mit meinen Kollegen fortwährend daran arbeite, dem Kreativteam diesen Raum zu ermöglichen. Was würden Sie gerne über dieses Projekt gefragt werden? Eigentlich stellen wir eine Frage: Reicht euer Engagement, um die Welt zu erhalten, in der ihr lebt? Damit wir wahrgenommen werden in unserer lauten Welt erzählen wir großartige Geschichten in einer Dramaserie, begleiten sie mit der bisher größten europäischen Ausstellung in acht Museen in sieben Ländern unter demselben Titel „Clash of Futures“, mit einem gleichnamigen Theaterstück auf Basis der Serie im Landestheater Salzburg und hoffentlich vielen weiteren Theatern, mit einem Buch „Kometenjahre. 1918: Die Welt im Aufbruch“ im S. Fischer Verlag und einem sehr engagierten europäischen Social Media Projekt.

Interview Nicolas Steil, Produzent IRIS Group: Wie schafft man es, bei dieser Fülle von Kooperationspartnern, Protagonisten, Tagebüchern, Episoden etc. den Überblick zu behalten? Das bedeutet ja, dass wir zunächst mal überhaupt von der Annahme ausgehen, dass wir die Kontrolle und den Überblick behalten In der Tat versuchen wir natürlich, das zu schaffen. Ob es gelingt, werden wir sehen. Und auch, ob es den Zuschauern am Ende gefällt.
Das jedenfalls ist das „Rezept“: Man nehme drei erfahrene Produzenten mit einem soliden Track Record und füge eine erstklassiges Produktionsteam hinzu. Außerdem nehme man einen Showrunner, der sich mit sämtlichen Parametern dieses anspruchsvollen Projekts aus-kennt: den historischen Hintergrund, die Mischung aus Drama und Archiv, die Arbeit mit den Schauspielern und mit der Kamera. Fügen Sie diesem Showrunner einen Co-Regisseur bei, der nicht nur Erfahrung in der Serienproduktion, sondern vor allem auch mit der Arbeit am Set hat. Würzen Sie dies mit einem Rechercheteam, das fürs Archivmaterial verantwortlich ist und das in der Lage ist, aus einem riesigen Berg an Archivmaterial in Zusammenarbeit mit etwa 70 Archiven und Instituten weltweit die perfekten Bilder auszusuchen. Vergessen Sie nicht, ausreichend Bindemittel hinzu zu fügen, denn das Ganze wird auf kleiner Flamme mehr als 50 Tage lang gekocht. Und dieses so wichtige Bindemittel ist eine engagierte und hoch-professionelle Crew aus Deutschland, Frankreich, Belgien und Luxemburg, die mit großem Enthusiasmus an diesem außergewöhnlichen Projekt arbeitet. Am Ende dieser langen Garzeit sollten wir, wenn alles gut geht, ein wirklich hervorragendes Gericht präsentieren können.

Was sind die technischen Neuerungen, mit den „18“ für bildgewaltiges Erzählen sorgt? Zum Beispiel SFX/VFX? Ich möchte hier gerne zwei Dinge hervorheben: Zum einen eine einzigartige Weise, in einem ganz speziellen Rhythmus Archivbilder und Dramasequenzen miteinander zu vermischen. Dieser Rhythmus ist ganz entscheidend dafür, dass die beiden Arten von Bildern miteinander in Dialog treten und so eine unglaubliche, emotionale Wirkung für den Zuschauer entfalten. Man stellt sich gar nicht mehr die Frage, ob das, was man sieht, real ist oder nicht, denn durch die Archivbilder ist es wirklich und das spürt man ganz deutlich. Dieses Vorgehen er-fordert ein ganz großes Bewusstsein für die Montage der Bilder, und zwar schon weit im Voraus. Außerdem erfordert es großartige und überraschende Archivbilder sowie eine absolute Sicherheit im Umgang mit Schauspielern, Kamera, Szenenbild und Maske. Dieses Format ist eine wirkliche Neuheit und mit ihm werden wir Geschichte schreiben, ja sogar in die Geschichte eingehen. Zum Zweiten wird die Montage der Bilder an drei verschiedenen Orten stattfinden, die so eng miteinander vernetzt sind, dass die Bilder, die in Luxemburg geschnitten werden, ergänzt werden durch die in Frankreich erstellten Sequenzen und die Archivbilder, die aus Deutschland kommen – und all das wird in Echtzeit passieren. Das heißt, wenn in einem Land etwas „passiert“, dann wird es sofort und automatisch in die beiden anderen übertragen.

Was ist Ihre Vision, dass Sie als Produzent immer wieder solche historischen Mammutprojekte stemmen? Ich denke, dass dieser Beruf mit einer Verantwortung verbunden ist: Zumindest auf kleiner Ebene arbeiten wir daran, die Welt zu verändern. Wir geben dem Zuschauer die Möglichkeit, Geschichte neu zu entdecken, aus einem anderen Blickwinkel heraus. Denn um zu wissen, wohin wir gehen, müssen wir verstehen, woher wir kommen. Ich habe meine Karriere als Journalist begonnen, ebenso wie Gunnar Dedio, und das lässt uns nicht los. Wir haben immer das Bedürfnis, die Dinge zu dokumentieren und zu kommentieren.

Was könnte junge Zuschauer an dieser Serie interessieren? Es ist erschreckend, wie viel die Zeit damals mit unserer heutigen Zeit gemein hat, insbesondere die massive Zunahme unterschiedlicher Formen von Populismus aufgrund komplexer wirtschaftlicher und politischer Probleme. Allein durch Bildung und Wissen können wir dafür sorgen, dass die Dinge sich ändern. Und am stärksten davon betroffen sind diejenigen, denen wir diese Welt hinterlassen: die Jungen.

Was ist das Besondere am Genre „dokumentarische Dramaserie“ aus produktionstechnischer Sicht? Die Realität in den Dienst des Dramas zu stellen, ist eine große Herausforderung. Jegliches Zugeständnis an die Qualität bedeutet ein Risiko. In der Tat ist das Ganze sehr komplex, aber vielleicht ist es auch gerade deswegen in Zeiten, in denen gefährliche Vereinfachungen immer weiter zunehmen, unsere Pflicht und unser Wunsch, uns für ein solches Projekt zu enga-gieren. Was würden Sie gerne über dieses Projekt gefragt werden? Ich würde gerne erklären, wie und warum wir von Anfang an Luxemburg und Belgien in dieses innovative und anspruchsvolle Projekt einbezogen haben.

Interview Serge Lalou, Produzent LES FILMS D’ICI: Wie schafft man es, bei dieser Fülle von Kooperationspartnern, Protagonisten, Tagebüchern, Episoden etc. den Überblick zu behalten? Zunächst einmal ist Vertrauen wichtig, in das Regieteam und in die historischen Fachberater. Darüber hinaus braucht es immer wieder Momente der Abstimmung und auch der Konfrontation, um sicher zu stellen, dass im Laufe des Arbeitsprozesses nichts verloren gegangen ist. Und schließlich muss den Autoren ein Team an die Seite gestellt werden, dass sowohl das notwendige Know-how als auch Talent mitbringt.

Was ist Ihre Vision, dass Sie als Produzent immer wieder solche historischen Mammutprojekte stemmen? Meine Vision ist es, durch solche Projekte ganze Familien vor dem Fernseher zu versammeln und zu vereinen, indem wir sowohl den Wissenshunger befriedigen als auch gleichzeitig ein emotionales Erlebnis bieten. Wir schaffen die Möglichkeit zu lernen, auf lebendige und unterhaltsame Art und Weise, anstatt sich auf nationalistische und fremdenfeindliche Positionen zurück zu ziehen. Wir bekämpfen Unwissenheit, Populismus und Ängste, indem wir Geschichten aus der Vergangenheit, aus schwierigen Phasen unserer gemeinsamen Geschichte, erzählen. Was könnte junge Zuschauer an dieser Serie interessieren? Die Themen, die aktueller sind denn je, das innovative Format, der Seriencharakter sowie die Identifikationsmöglichkeiten mit einigen der Protagonisten.

Was ist das Besondere am Genre „dokumentarische Dramaserie“ aus produktionstechnischer Sicht? Besonders daran ist der sehr aufwändige Recherche- und Schreibprozess, die Notwendigkeit, viele verschiedene Finanzierungspartner zusammen zu bringen, ein hochkomplexer Dreh und ein innovativer Schnitt durch das enge Verweben von Dramasequenzen und Archivmaterial. Was würden Sie gerne über dieses Projekt gefragt werden? Wann kommt die nächste Staffel?

Besetzung und Stab
Produzent LOOKSfilm Gunnar Dedio
Produzent IRIS Group Nicolas Steil
Produzent LES FILMS D’ICI Serge Lalou
Showrunner, Autor & Regisseur Jan Peter
Co-Autor & Co-Regisseur Frédéric Goupil
weitere Co-Autoren Camilla Ahlgren, Jean-Louis Schlesser
Dramaturgische Beratung Dr. Eva-Maria Fahmüller
Historische Fachberater Prof. Dr. Daniel Schönpflug, Prof. Dr. Johann Chapoutot
Musik Laurent Eyquem
Kamera Jürgen Rehberg
Szenenbild Patric Valverde
Kostüme Uli Simon
Maske Katja Reinert
Ton Marc Thill
Licht Vitalijus Kiseljus
Besetzung
Hans Beimler Jan Krauter
Rudolf Höss Joel Basman
Pola Negri Michalina Olszanska
May Picqueray Solène Rigot
Edith Wellspacher Roxane Duran
Marina Yurlova Natalia Witmer
Marcel Jamet Robinson Stévenin
Silvio Crespi Gennaro Cannavacciuolo
Unity Mitford Charlotte Merriam
Elise Ottesen Rebecka Hemse
Nguyen Ai Quoc Alexandre Nguyen
Charles Edward Montague David Acton
Stepan Podlubny Pyotr Skvortsov
In weiteren Rollen:
Heester Luc Feit
Stable Thomas Arnold
Ernst Lubitsch Roland Bonjour
Friedrich André Jung
Vera Claude de Demo
Magdalena Ann Kulbatzki
Max Wolfgang Menardi
Dr. Springer Philipp Hochmair
Albert Shanti Roney
Eleonora Malgorzata Zajaczkowska

Redaktion:
Gerolf Karwath (SWR)
Gudrun Wolter, Barbara Schmitz (WDR)
Alexander von Sallwitz (NDR)
Jens Stubenrauch (RBB)
Fabrice Puchault, Anne Grolleron (Arte France)
Peter Gottschalk (Arte G.E.I.E.)
Gerhard Jelinek (ORF)

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