Statement des iGZ-Hauptgeschäftsführers Werner Stolz zum geplanten Bürokratieentlastungsgesetz III. Über 50 Prozent der Zeitarbeitnehmer sind ungelernte Hilfskräfte!

Interessenverband Deutscher Zeitarbeitsunternehmen e.V.: Mit einem klaren Statement gegen das Schriftformgebot wandte sich jetzt Werner Stolz, Hauptgeschäftsführer des Interessenverbandes Deutscher Zeitarbeitsunternehmen (iGZ) an die Vertreter der politischen Parteien, unter anderem Bundesarbeitsminister MdB Hubertus Heil (SPD) und die CDU-Bundesvorsitzende, Annegret Kramp-Karrenbauer. „Deutlich stärker als andere Branchen wird die Zeitarbeit mit bürokratischen Lasten überfrachtet. Unsere Unternehmen wollen und müssen sich mit Qualifizierung von Personal und der Suche nach Arbeitseinsätzen befassen – so bringen sie Menschen in Arbeit und stärken zugleich die Wirtschaftskraft. Stattdessen müssen sie übermäßig oft mit Dokumentations- und sonstigen Auflagen kämpfen, die zumal im digitalen Zeitalter längst ihre Funktion verloren haben. Hierzu gehört das Schriftformgebot in § 12 Arbeitnehmerüberlassungsgesetz (AÜG)“, erläutert Stolz in seinem Anschreiben.

Flexibilität sei ein Grundzug der täglichen Arbeit der Zeitarbeitsbranche: „Es ist nicht selten, dass ein Personalbedarf am Donnerstagnachmittag für die Frühschicht am Freitag angemeldet wird. Bei einem postalischen Austausch der Vertragsurkunden ist es technisch unmöglich, den Arbeitnehmerüberlassungsvertrag von beiden Seiten vor Beginn des Einsatzes zu unterschreiben“, appelliert er für eine Änderung des Status quo. Das Schriftformerfordernis in § 12 AÜG stelle eine enorme bürokratische Belastung dar und sei zugleich nicht mehr erforderlich, um den ursprünglich angestrebten Schutzeffekt zu erzielen, verweist er auf die Digitalisierung der Wirtschaft. „Vor diesem Hintergrund fordern wir nachdrücklich, das Schriftformgebot im Rahmen des Bürokratieentlastungsgesetz III durch ein Textformgebot zu ersetzen. Es würde hierdurch keine Schutzfunktion verlorengehen, allerdings sehr viel Flexibilität und Raum für die Konzentration auf das Wesentliche gewonnen werden“, betont Stolz die Vorteile eines Ersatzes.

Spaß am Lesen: Der Bundesverband Alphabetisierung, der Interessenverband Deutscher Zeitarbeitsunternehmen (iGZ) und der Spaß am Lesen Verlag kooperieren ab sofort – bundesweit einmalig – unter dem Motto „Lesen lernen mit Zeitarbeit“, um Zeitarbeitnehmern mit einer Lese- und Rechtschreibschwäche zu helfen. Anbei sende ich Ihnen eine Pressemitteilung inklusive Foto mit der Bitte um Veröffentlichung, vielen Dank!

Unter dem Motto „Lesen lernen mit Zeitarbeit“ drückten der Bundesverband Alphabetisierung, der Interessenverband Deutscher Zeitarbeitsunternehmen (iGZ) und der Spaß am Lesen Verlag jetzt auf den Startknopf einer bundesweit einmaligen Kooperation: Gemeinsam wollen Verbände und Verlag Arbeitnehmern mit einer Lese- und Rechtschreibschwäche „Hilfen zur Selbsthilfe“ anbieten. Laut jüngst veröffentlichter Leo-Studie weisen 12,1 Prozent der erwachsenen Bevölkerung dieses Manko auf. Funktionaler Analphabetismus ist ein gesellschaftliches Problem – und damit auch eins der Zeitarbeitsbranche.

Ralf Häder, Geschäftsführer des Bundesverbandes Alphabetisierung, betonte im Rahmen einer gemeinsamen Pressekonferenz die Wichtigkeit von Arbeit in Zusammenhang mit der Lese- und Rechtschreibschwäche: „Arbeit ist wichtig, weil sie einem das Gefühl gibt, dazuzugehören“, meinen 87 Prozent der funktionalen Analphabeten. „Wir bieten den diskriminierungsfreien Zugang zu Arbeit. In der Zeitarbeit spielen Vorurteile keine Rolle, hier zählt eben nur die Leistung“, erläuterte Werner Stolz, iGZ-Hauptgeschäftsführer, in diesem Zusammenhang einen wichtigen Vorteil der Zeitarbeitsbranche.

Das Problem sei noch immer stigmatisiert und meist sei es sehr schwer zu erkennen, ob jemand betroffen ist. „In den mittelständischen zumeist familiär geführten iGZ-Mitgliedsunternehmen herrscht im Normalfall ein echtes Vertrauensverhältnis zwischen Personaldisponenten und Zeitarbeitnehmer. Die Hemmschwelle, die Beschäftigen anzusprechen, ist also wesentlich geringer“, nannte der iGZ-Hauptgeschäftsführer eine zusätzliche wichtige Voraussetzung für die Kooperation.

Gemeinsame Intention sei es, um die Schwäche der Betroffenen zu wissen, sie zu erkennen und dann auch zu helfen, erklärte Häder. Geplant seien im ersten Schritt einführende Vorträge und Workshops bei den Kongressen des iGZ. Im Anschluss sollen dazu Einsteiger-Seminare speziell für Personaldisponenten angeboten werden. Thematisiert werde darin unter anderem das Erkennen eines funktionalen Analphabetismus und das Vermitteln von Hilfestellungen.

An erster Stelle stehe dabei das bundesweit bereits bekannte Alfa-Telefon (0800 53 33 44 55), bei dem Betroffene rund um die Uhr Hilfe finden. „Hier“, so Häder, „können aber auch Disponenten anrufen, wenn sie von unseren professionell geschulten Mitarbeitern Unterstützung in ihrer Arbeit brauchen“. Der Spaß am Lesen Verlag wird zudem Broschüren und Infoblätter in einfacher Sprache verfassen, die sich rund ums Thema (Zeit-)Arbeit drehen. „Das so Manfred Wälz, Spaß am Lesen Verlag, „reicht von Tipps und Tricks bei Behördengängen bis hin zur Information, was Zeitarbeit überhaupt ist und wie sie funktioniert.“

Der Verlag habe Testleser, die solche Schriften vor Veröffentlichung auf ihre Tauglichkeit hin prüfen. Komplizierte Inhalte werden laut Wälz vereinfacht dargestellt. Ralf Beekveldt, Geschäftsführer des Spaß am Lesen Verlags ergänzte: Funktionaler Analphabetismus bedeutet nicht, dass jemand überhaupt nicht lesen und schreiben kann, sondern sich damit ungefähr auf dem Niveau der dritten Schulklasse befindet.“

Effekte: Vermittlung in qualifiziertere Jobs bieten, so die Kooperationspartner, den Arbeitgebern mehr Einsatzmöglichkeiten und den Zeitarbeitnehmern höhere Verdienste. Die Kooperation, die auf Initiative von iGZ-Pressesprecher Wolfram Linke und Manfred Wälz hin entstanden ist, soll auf jeden Fall längerfristig angelegt sein, Häder: „Zeitarbeit ist für uns mit Blick auf den hohen Stellenwert der Arbeit ideal, weil der Einstieg hier niedrigschwelliger ist und nicht erst aufwendige Bewerbungen geschrieben werden müssen.“

Das Alfa-Telefon etwa solle regionalisiert werden – denkbar seien beispielsweise gemeinsame Termine mit Bundesverband, Zeitarbeitsfirma und Volkshochschule direkt vor Ort, bei denen man den Betroffenen dann quasi ein Rundum-Sorglos-Paket aus Arbeit und Weiterbildung anbieten könne. „Wir werden die Defizite gemeinsam direkt angehen und Hilfe in jeglicher Form anbieten“, zog Werner Stolz ein erstes Fazit. Für die Kooperation wurde auch eine Internetseite „lesenlernen-az.de“ geschaffen, auf der ab sofort alles Wichtige rund ums Thema Lesen lernen mit Zeitarbeit stehen wird.

Zur Info: Über 50 Prozent der Zeitarbeitnehmer sind ungelernte Hilfskräfte, 64 Prozent waren zuvor beschäftigungslos und davon 18,7 Prozent langzeitarbeitslos. Hauptproblem vor allem für Personaldisponenten und Buchhaltung: das Fehlen brauchbarer Unterlagen wie etwa ein Lebenslauf, das Ausfüllen diverser amtlicher Formulare, Behördengänge und die Wiedereingliederung über geregelte Tagesabläufe bis hin zum pünktlichen Erscheinen. Auffällig dabei: Den Hilfskräften mangelt es häufig an schulischen und/oder sonstigen Ausbildungsabschlüssen (56,4 Prozent) – damit einher gehen oftmals mangelnde Kenntnisse in Rechtschreibung und Lesen. Nicht zu vergessen ist der hohe Anteil (30 Prozent) an Zeitarbeitnehmern mit Migrationshintergrund.

iGZ-Bundesgeschäftsstelle
PortAL 10
Albersloher Weg 10
48155 Münster
www.ig-zeitarbeit.de

iGZ-Hauptstadtbüro Berlin
Schumannstr. 17
10117 Berlin

Diesen Artikel bewerten
5 von 5 Sternen bei 1 Stimme(n).
Weitere Artikel aus der Kategorie

Die Kommentarfunktion ist geschlossen.

Verwendung von Cookies: Um unsere Webseite für Sie optimal zu gestalten und fortlaufend verbessern zu können, verwenden wir Cookies. Durch die weitere Nutzung der Webseite stimmen Sie der Verwendung von Cookies zu. Ok Mehr Informationen

Cookies