Unterhaltung PUR: SWR – ARD – „Tatort – Goldbach“ – Tatort Schwarzwald vom 1.10.2017, 20.15 Uhr im Ersten!

RRRedaktion
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RRRedaktion für Sie wieder Life mit dabei: Waffenhandel NEIN Danke, die Politik darf sich grundsätzlich nicht in die Ermittlungen der Polizei einmischen! Der erste Tatort Schwarzwald. Goldbach ist ein spannender, mutiger Tatort der besonderen Art, er bewegt die Menschen, er macht betroffen, er soll von Waffen abschrecken, die richtige Kulisse, ein absolutes TOP Drehbuch und die noch besseren Schauspieler, die diesen tragischen Film in ihrer Person und Mimik hervorragend verkörpern. Mit beiden Augen sehen Sie besser, also immer im 3. /ARD Tatort einschalten. Franziska Tobler und Friedemann Berg werden in eine kleine Schwarzwaldsiedlung gerufen, beliebter Wohnort junger Familien, deren Kinder dort in einem friedlichen sozialen Umfeld aufwachsen sollen. Diese Idylle zerbricht, als eine Elfjährige an einer Schussverletzten stirbt und der Nachbarjunge verschwindet. Bei der Sicherung der Indizien und der angespannten Suche nach dem vermissten Jungen findet die Polizei in der Nähe des Tatorts ein rätselhaftes Waffendepot, die Waffen stammen aus einer BaWübergische Waffenschmiede. Franziska Tobler und Friedemann Berg gehen der Spur der Waffen nach und suchen Zeugen, zumal das ganz friedlich heimgekehrte Kind der dritten Nachbarsfamilie anscheined nichts Außergewöhnliches mitbekommen hat. Schneller Erfolg ist ihnen nicht beschieden, und während die Ermittlungen andauern, treiben Trauer, Sorge, auch Misstrauen die eigentlich gut befreundeten Elternpaare immer weiter auseinander. Der Film ist eine Produktion des SWR und wird am Sonntag, den 1.10.2017, 20:15 Uhr im Ersten ausgestrahlt.

Es gibt dunkle Tannen, verschneite Hänge und tiefe Schluchten im ersten Tatort Schwarzwald mit Eva Löbau und Hans-Joachim Wagner. Der kleine Ort, in dem sie als Hauptkommissare Tobler und Berg, unterstützt von Steffi Kühnert als ihrer Vorgesetzten Cornelia Harms, zum Einsatz kommen, ist aber weniger von traditionellen Strukturen geprägt, hier wohnen vor allem Städter, Zugezogene, unter denen sich das Drama dreier eben noch unbeschwerter Elternpaare entfaltet. Robert Thalheim inszenierte mit dem „Tatort Goldbach“ ein intensives, von Bernd Lange geschriebenes Krimi-Drama, in dem die Schauspieler im Mittelpunkt stehen und die beeindruckenden Bilder im Dienst der Spannung zwischen den Figuren stehen.

Ein friedlich wirkender Samstagmorgen im ausgehenden Winter. Aber die Kriminalhauptkommissare Franziska Tobler und Friedemann Berg, auf dem Weg in den Hochschwarzwald, sind wegen einer Gewalttat im Einsatz. In Goldbach müssen sie Jens und Barbara Reutter mitteilen, dass ihre Tochter Frieda an einer Schussverletzung gestorben ist und im Wald gefunden wurde. Eine unfassbare Nachricht für die Reutters – das Mädchen ist elf, die stirbt doch nicht! Gerade waren die Eltern noch fröhlich mit ihren Nachbarn und Freunden, Klaus und Steffi Buchwald, Nicole und Martin Benzinger, am Bach hinter ihren Häusern, nun ist ihre Welt auseinandergebrochen. Und sich machen sich Sorgen. Denn Frieda war mit den Nachbarsjungen Linus und Paul zum Spielen unterwegs. Keiner der beiden geht ans Telefon und es ist nur zu wahrscheinlich, dass auch den Jungen etwas zugestoßen ist.

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Spuren der Jungen findet die Polizei am Tatort nicht. Aber ein Versteck, in dem eine Kiste ist praktisch fabrikneuen Waffen verborgen ist. Gewehr und Pistolen, alle von einem Hersteller. Die Individualnummern sind abgeschliffen und eine Waffe fehlt. Zu der könnte das Projektil gehören, das in einem Baum gefunden wird. Friedemann Berg, von rechtschaffenem Zorn ergriffen, würde am liebsten sofort zur Herstellerfirma stürmen. Doch seine Chefin Cornelia Harms bremst ihn aus. Hier ist diplomatisches Geschick gefragt, um von der Firma die Namen möglicher Käufer zu erfahren. Und diese Art von Diskretion ist nicht unbedingt Friedemanns Stärke. Deshalb soll er sich um die Überprüfung registrierter Waffen kümmern, Franziska Tobler sich an der frustrierenden, weil ergebnislosen Suche nach den vermissten Jungen beteiligen, während die Ehepaare näher zusammenrücken, um einander zu stärken und zu trösten.

Dann stellt sich heraus, dass nur einer der beiden Jungen wirklich vermisst ist. Denn Paul Buchwald taucht in aller Unschuld daheim wieder auf. Er ist erschüttert, als er von Friedas Tod hört, kann aber nicht sagen, wie es dazu kommen konnte. Paul ist durchaus überzeugend. Trotzdem hat Franziska Tobler den Eindruck, dass er nicht die Wahrheit sagt, zumindest nicht die ganze. Immer wieder redet sich mit ihm, während die Polizei samt Hundestaffeln auf der Suche nach Linus den Wald durchkämmt und Friedemann bei Schützenvereinen die erstaunlichsten Waffen zutage fördert. Überhaupt gibt es in dieser dem Anschein nah so idyllischen Gegend mehr Waffen, als er erwartet hätte, legale wie illegale. Bei Martin Benzinger zum Beispiel, auch er ein Sportschütze, der glaubt, sich in seinem Haus auch verteidigen zu müssen.

Martin Benzinger ist aber momentan genau wie seine Frau im Ausnahmezustand. Immerhin ist sein Sohn immer noch verschwunden. Die Situation macht die drei Ehepaare zunehmend nervös. Sie fühlen sich von den Ermittlern schlecht informiert und alleingelassen. Vor allem Jens Reutter verschafft seiner Trauer in der Aggression gegen die Polizei ein Ventil. Auch gegen seinen Kumpel Martin Benzinger, als er bemerkt, dass die Polizei dort nach Waffen sucht. Der emotionale Druck führt zu Rissen in der Solidarität der sechs Freunde. Zumal sie bemerken, dass Franziska Tobler und Friedemann Berg inzwischen annehmen, dass Linus Benzinger sich eher versteckt als entführt wurde.

Interview mit Eva Löbau

Wie gut haben Sie Ihre Figur kennengelernt? Was hat Sie besonders an Ihrer Figur gereizt? Was können Sie über Franziska Tobler nach diesem ersten Film bereits sagen?

Mich hat besonders gereizt mir eine Laufbahn bei der Polizei vorzustellen.  Also, ich habe gar nicht so sehr an eine Figur gedacht, die ich kennenlernen muss, sondern eher an einen Beruf gedacht, den ich kennenlernen muss und was der mit mir machen würde.

Im Schwarzwald-Tatort wird eine ganze Gegend bespielt. Haben Sie eine persönliche Verbindung zum Schauplatz Schwarzwald?

Ja, ich wohne seit einiger Zeit am Fuße des Schwarzwaldes. Ich habe mir seine verschiedenen Landschaften schon erlaufen. Zunächst eher im nördlichen Teil, aber auch bis Freiburg habe ich viele Wanderungen gemacht, manchmal mehrtägige Strecken auf der Westwanderwegroute. Meistens reise ich mit der Straßenbahn oder dem Zug an oder gehe einfach von der Haustüre zu Fuß los. Ich finde es gut, aus den Tälern aufzusteigen und am Ende auch wieder abzusteigen. Zwischen Urwald, Hochmoor und unvermittelt gerodeten Schneisen für eine Pipeline kann man da alles erleben. Die Landschaft selbst erzählt viele Krimis.

Einerseits nähern Sie sich Ihren Figuren ganz ohne Hast, andererseits springt der Film in eine Zusammenarbeit von zwei Menschen, die sich schon lange kennen. War das eine Schwierigkeit beim Drehen? Wie sind Sie damit umgegangen?

Hans und ich, wir kennen uns schon eine Weile über gemeinsame Freunde. Bei den langen Drehbuchbesprechungen in der Vorbereitung des Films haben wir uns noch besser kennengelernt und dabei einen gelassenen, humorvollen Umgang entwickelt. Diesen vertrauten Humor und die kleinen Spannungen, die schon allein durch unsere unterschiedlichen Körpergrößen entstehen, wollen wir mit in unsere Filmszenen nehmen. Schwierig ist, damit umzugehen, dass man als Kommissarin ja meistens den distanzierten, beruflichen Bezug hat zum Geschehen. Da die richtige Mischung aus Anteilnahme und Professionalität zu finden war ein durchgehendes  Thema beim ersten Dreh.

Was zeichnet den ersten Fall von Franziska Tobler und Friedemann Berg in Ihren Augen aus?

Ich empfinde den Film als tief melancholisch. Der Fall trifft die Ermittler persönlich. Für die an der Geschichte beteiligten Familien ist es ein Worst-case-scenario, aus dem sie nicht unversehrt herauskommen werden.

Eva Löbau, 1972 als Österreicherin in Waiblingen geboren, wurde am Max-Reinhardt-Seminar in Wien ausgebildet. Schon mit ihren ersten Filmhauptrollen in „Ich werde dich auf Händen tragen“, „Der Wald vor lauter Bäumen“ oder „Hotel Very Welcome“ beeindruckte sie durch die Intensität und Wahrhaftigkeit ihrer Figuren. Dass sie Komödiantisches genauso beherrscht, zeigte sie in Filmen wie „Das Geschenk der Götter“ und als Redakteurin in der selbstironischen Serie „Lerchenberg“. Eva Löbau war als Richard Wagners Tochter Eva in „Der Wagner-Clan“ zu sehen, sie spielte in „Das Glück ist eine ernste Sache“, in „Die Helden aus der Nachbarschaft“ oder in den beiden Teilen von „Die Mütter-Mafia“. Zu ihren zahlreichen Fernsehrollen gehört auch der ein oder andere „Tatort“-Auftritt, z.B.  in Ludwigshafen („Der glückliche Tod“) und Hannover („Erntedank“). Ihre Theaterlaufbahn begann die Schauspielerin am Stadttheater Pforzheim, sie stand u.a. am Hebbel am Ufer, den Sophiensaelen Berlin, den Salzburger Festspielen und dem Theater am Kurfürstendamm auf der Bühne, außerdem ist sie Mitglied der Gruppe „Bairishe Geisha“. Für Ihre Leistung in „Einsamkeit und Sex und Mitleid“ (Regie: Lars Montag) wurde sie 2017 für den Deutschen Filmpreis als beste Nebendarstellerin nominiert. Im Oktober wird sie zum ersten Mal an der Seite von Hans-Jochen Wagner als Tatort-Kommissarin im Schwarzwald ermitteln.

Interview mit Hans-Jochen Wagner

Was zeichnet den Schwarzwaldtatort aus und macht ihn besonders für die deutsche Tatortlandschaft?

Der Schwarzwald mit seinen dunklen Wäldern, einsamen Tälern und hohen Erhebungen war ja schon immer ein Ort der Mythen. Dieses Stück Erde hat die Phantasie der Menschen seit jeher angeregt. Da liegt es nahe, dort auch Kriminalfälle spielen zu lassen. Das Besondere an unserem Tatort wird sein, dass die Landschaft eine wichtige Rolle spielen wird, als Tatort, als geheimnisvoller Hintergrund und als eine eigene Kraft, die die Seelen und das Denken der dort lebenden Menschen prägt.

Franziska Tobler zeigt im Umgang mit dem jungen Paul besonders viel Fingerspitzengefühl. Friedemann Berg hingegen scheut nicht davor anderen auch einmal auf den „Schlips zu treten“. Was zeichnet die Zusammenarbeit der beiden Ermittler aus?

Was Friedemann Berg betrifft, so hat er aufgrund seiner persönlichen Geschichte, ein sehr starkes Unrechtsbewusstsein und zugleich ein gewissen Problem mit Autoritäten. Wenn etwas „von oben“ verschleiert oder unter den Tisch gekehrt werden soll, kann er recht bissig werden. Was die Zusammenarbeit mit Franziska  Tobler betrifft, kann das natürlich auch mal zu Spannungen führen, aber im Grunde haben die beiden Kollegen eine sehr gute Basis miteinander. Sie kennen sich schon über viele Jahre, sind sich im Verlauf der Zeit auch einmal näher gekommen, wissen sehr genau um die Stärken und Schwächen des Anderen und dass sie sich voll auf einander verlassen können. Es gibt keinen fallorientierten privaten Kleinkrieg von Folge zu Folge, das war uns immer wichtig.

Zur Vorbereitung standen Sie in engem Kontakt mit der Freiburger Polizei. Inwieweit haben Ihnen die Gespräche und der Einblick in die Polizeiarbeit für die Dreharbeiten geholfen?

Natürlich kann in einem 90-minütigen Tatort, der Spannung erzeugten will, nicht eine zu eins tägliche Polizeiarbeit abgebildet werden. Aber es ist uns wichtig, dass sich die beiden Ermittler zumindest in entscheidenden Situationen realistisch wie ermittelnde Polizisten verhalten. Durch den Besuch und die Gespräche mit den echten „Kollegen“ vor Ort in Freiburg ist ein Kontakt entstanden, den wir immer wieder aktivieren können, wenn wir Fragen haben.

Im konkreten Fall war mir z.B. wichtig zu wissen, wie Friedemann Berg sich beim Showdown in unserer ersten Tatort Folge bezüglich des Gebrauchs seiner Waffe verhalten muss. Gibt es in dieser Situation der Bedrohung einen Verhaltenskodex und wie wird der im  Vorhinein trainiert? Oder ist der Polizist in dieser Situation völlig auf sich gestellt?

Am meisten hat mich beeindruckt wie genau und exakt nach Vorschrift bei den realen Ermittlern gearbeitet werden muss. Würde die sich aufführen wie so mancher Tatort-Kommissar, hätten alle Beweismittel vor Gericht keinen Bestand und der mutmaßliche Täter würde freigesprochen. Alles, was ermittelt wurde, muss in stundenlangen Anhörungen vor Gericht minuziös belegt werden. Das wäre sicher einmal eine spannende Tatort-Folge.

Was wünschen Sie sich für Ihren Charakter? Haben Sie die Möglichkeit die Figur gemeinsam mit der Redaktion weiterzuentwickeln?

Für Friedemann Berg habe ich verschiedene Ideen, die ich gemeinsam mit der Redaktion durch die  Tatort Folgen hindurch verfolgen werde. Aber Genaueres ist noch geheim, es soll ja spannend bleiben.

Hans-Jochen Wagner, 1968 geboren und in Gönningen bei Reutlingen aufgewachsen, studierten an der Hochschule für Schauspielkunst „Ernst Busch“ in Berlin und wurde danach ans Burgtheater in Wien engagiert. Am Anschluss war er Ensemblemitglied am Deutschen Theater in Berlin, dem Theater Freiburg und dem Maxim Gorki Theater sowie am Düsseldorfer Schauspielhaus. Mit „Familienkreise“ und „Sie haben Knut“ von Stefan Krohmer machte der Schauspieler auf seine Fähigkeiten als Filmschauspieler aufmerksam. Unter den vielen sehr unterschiedlichen Rollen, die Hans-Jochen Wagner seitdem gespielt hat, finden sich etliche prägnante Auftritte, in „Wohin mit Vater“ und „Alle anderen“ zum Beispiel, in „Ende der Schonzeit“ und „Spreewaldkrimi – Eine tödliche Legende“, in „Brezeln für den Pott“ und „Sophie kocht“, in „Nachtschicht: Wir sind alle keine Engel“ und dem  „Polizeiruf 110 – Der Tod mach Engel aus uns allen“. Einer seiner Ausflüge in die Serie war im vergangenen Jahr eine Hauptrolle in „Männer! Alles auf Anfang“. Auch der Tatort ist in der Filmographie des Schauspielers mehrmals zu finden, „Der tiefe Schlaf“ aus München beispielsweise und „Auf ewig dein“ aus Dortmund. Von 2014 bis 2017 war Hans-Jochen Wagner an der Seite von Lisa Wagner in der Krimi-Reihe „Kommissarin Heller“ zu sehen. Ab Oktober ermittelt er an der Seite von Eva Löbau als Tatort-Kommissar Friedemann Berg im Schwarzwald, im kommenden Jahr wird er in der Titelrolle von „Big Manni“ im Ersten zu sehen sein.

Interview mit Regisseur Robert Thalheim

Neues Team, erster Film, Schwarzwald als Schauplatz: Gab es ein Mantra? Etwas, das in diesem Film unbedingt drin sein sollte – oder gar nicht?

Es war einfach das Ziel, eine gute, glaubhafte, realitätsnahe und berührende Geschichte zu erzählen. Das klingt vielleicht banal, aber das ist das Einfache, das schwer zu machen ist. Gerade wenn man in einem Format arbeitet, das am Sonntagabend vielen Ansprüchen gerecht werden muss.

Was war das Bild, das Sie von dem neuen Ermittlerteam hervorrufen wollten? Es scheint in diesem ersten Tatort fast so, als sei das Team schon immer da gewesen und nur wir Zuschauer kommen neu hinzu. Wie nah wollten Sie den Figuren in diesem ersten Tatort kommen?

Ich fand es für den Beginn dieser Reihe spannend und ungewöhnlich, ein eingespieltes Team zu erzählen. Kein Bohei daraus zu machen, dass es der erste Tatort mit diesen Ermittlern ist. Zwei Polizisten, die professionell ihre Arbeit machen und deren privater Hintergrund erstmal nicht das Zentrum der Geschichte bildet. Trotzdem haben die Figuren komplexe Hintergründe, haben eine Vergangenheit und auch Konflikte, die sich ja auch in diesem Fall schon andeuten, aber sich erst in den zukünftigen Fällen stärker entfalten werden. Es ist gerade eher in Mode, starke persönliche Geschichten der Ermittler in den Vordergrund zu holen, bevor es zum Fall kommt. Das finde ich teilweise auch spannend, aber manchmal nimmt es auch Aufmerksamkeit von der Geschichte, wenn erstmal Hobby, Privatleben und Eheprobleme eingeführt werden müssen. In unserem speziellen, traurigen und aufwühlenden Fall war es sehr wichtig, dass sich alles auf die Suche nach dem vermissten Kind fokussiert. Auch im wirklichen Leben würde man in so einer Situation private Konflikte zurückstellen.

War die Zusammenarbeit mit den Darstellern eine andere als bei anderen Filmen, weil dieser erste Film für die beiden Hauptdarsteller auch eine Weichenstellung ist?

Ja, natürlich versucht man auszuloten, was sind diese Kommissare für Menschen, was liegt hinter ihnen, was liegt vor ihnen? Das fand ich ja gerade so spannend, dass wir eine neue Welt erfinden konnten und man nicht Teil einer schon jahrelang laufenden Serie ist. Und das ist natürlich auch eine besondere Herausforderung. Jeder Satz liegt erstmal auf der Goldwaage. Wie spricht die Person mit Verdächtigen, wie verhält sie sich in einer Situation, wie nimmt sie Dinge wahr? Mit diesen Fragen beschäftigt man sich ja in jedem Film, aber hier lag schon eine besondere Spannung darauf, weil wir eben die Charaktere nicht nur für einen Film entwerfen.

Das macht natürlich besonders Spaß mit so herausragenden Schauspielern wie Hans-Jochen Wagner und Eva Löbau. Sie bringen eine so starke Präsenz mit und es gelingt ihnen in kurzen Zeit, mit wenigen Augenblicken, fast beiläufig sehr spannende Figuren zu zeichnen. Sie haben sich lange und intensiv mit realer Polizeiarbeit beschäftigt, und auch das merkt man den Figuren an. Ich freue mich auch selbst darauf, die beiden weiterhin ermitteln zu sehen.

Ist „Goldbach“  weniger Ermittler-Krimi als Krimi-Drama? Es geht um eine auseinanderfallende Gemeinschaft, auch um zerstörte Illusionen über den Ort, den man sich zum Leben ausgesucht hat. Haben Sie sich um Genre-Fragen Gedanken gemacht?

Ich war sehr dankbar, dass ich die Freiheit hatte, diese Geschichte genauso zu erzählen. Auch wenn es etwas aus dem klassischen Genre herausfällt, dass wir so nahe an den  Familien dran sind. Ich a habe selbst Kinder in dem Alter, und wenn wir auf dem Land sind, wo sich auch andere befreundete Familien mit uns so eine kleine Welt geschaffen haben, dann sind die Kinder eben den ganzen Tag draußen unterwegs. Ihnen diese Unabhängigkeit geben zu können, ist ja gerade das Schöne, wenn man nicht in der Stadt ist. Aber trotzdem spielt jedes Mal auch der Gedanke mit: Was, wenn etwas passiert und wir nicht rechtzeitig da sein können? Diesen Alptraum, und was der mit befreundeten Familien machen kann, zu untersuchen, das ist die Idee dieses Falls. Und das hat Drehbuchautor Bernd Lange wirklich sehr genau und präzise beschrieben. Mir war es wichtig, das sehr realitätsnah und authentisch zu erzählen und auch die Momente, die man sonst nicht unbedingt im Fernsehkrimi miterzählen würde, ernst zu nehmen. Wie fühlt es sich an, den Sarg für ein Kind auszusuchen? Wie fühlt es sich an, wenn es plötzlich Verdächtige aus dem Freundeskreis gibt? Was macht  so ein Verlust mit einer Beziehung? Darin liegt für mich viel mehr Spannung als im Abarbeiten von zwanzig Verdächtigen und X Wendepunkten und am Ende war es eben der zweite Verdächtige, den wir inzwischen wieder vergessen hatten … Auch hier hatte ich großes Glück, dass unser Schauspielerensemble so ernsthaft und sensibel zusammengearbeitet hat. Allen voran Godehard Giese zeigt wirklich jeder sehr besondere Momente.

Auslöser dieser Katastrophe sind im Wald versteckte Waffen. Was war Ihnen wichtig an diesem Thema?

Die Präsenz von Waffen im Alltag birgt einfach Gefahren. Es gibt keinen sicheren Umgang mit Waffen. Sie sind gebaut um Menschen zu töten, und es zynisch das zu leugnen. Mir persönlich ist der sportliche Umgang mit Waffen auch sehr fremd. Auf der anderen Seite kann man die Existenz von Waffen in dieser Welt auch nicht leugnen oder zurückdrehen. Polizisten gehen jeden Tag mit Waffen um. Er Exportüberschuss von Deutschland, der Reichtum besonders der Schwarzwaldregion basiert neben der Autoindustrie auf der Rüstungsindustrie. Das ist alles Teil unserer gesellschaftlichen Realität. In diesem Film zeigen wir demgegenüber, was eine einzige Kugel anrichten und auslösen kann.

Tatort Schwarzwald ist der Obertitel, der Tatort bespielt die ganze Region. Was macht für Sie den Schwarzwald aus, spiegelt sich womöglich in der Ästhetik?

Gerade diese Geschichte von den drei Familien, die sich hier ein kleines Paradies in drei alten Schwarzwaldhäusern gezimmert haben, passt für mich in diese Region. Es ist einfach wunderschön, wenn man hier durchfährt. Riesige Häuser, große Gärten, neue Autos. Es ist das Idyll von dem jeder Großstädter einmal träumt. Auf der anderen Seite aber eben auch diese starke Präsenz der Natur. Die dunklen tiefen Wälder und Seen. Wie eine bedrohliche Kehrseite der Idylle. Das hat mich natürlich gereizt. Mir war es sehr wichtig, diesen Schwarzwald nicht pittoresk, wie eine Postkarte, zu zeigen, sondern eher die raue und etwas wilde Seite zu betonen. Das haben wir versucht mit dem Licht, der Kameraführung und dem Szenenbild zu unterstützen. Dafür war es auch sinnvoll, früh im Jahr zu drehen, wenn die Wiesen noch nicht grün sind. Wir haben auch in den Innenaufnahmen versucht, dieses Thema aufzunehmen. Fast überall gibt es Holzanteile, auch im Kommissariat. Die Häuser der drei Familien sind alles alte Schwarzwaldhäuser, die mit der Zeit auf unterschiedliche Weise bearbeitet wurden und so den Charakter ihrer Bewohner spiegeln.

Ganz praktisch: Was waren die Tücken beim Drehen im Hochschwarzwald – und was die Kompensation?

Wir hatten mit den Wetterumschwüngen zu kämpfen. Wir mussten für viele Motive mehrere Optionen suchen, weil einige je nach Wetterlage nicht zugänglich gewesen wären. Niemand konnte uns sagen, ob in dieser Zeit Schnee liegt oder es frühlingshaft warm wird. Als wir uns beispielsweise die Kameraeinstellungen an unserem Hauptdrehort überlegt haben, waren 20 Grad, wir hatten T-Shirts an und ich habe mir einen Sonnenbrand geholt. Als wir dann nur wenige Tage später drehten, lagen 50 Zentimeter Schnee. Ich wollte aber auf keinen Fall darauf verzichten, viel draußen zu drehen, da ja der Schwarzwald  auch unser Thema war, wie ein Protagonist der Geschichte. Ich habe dem Team gesagt: „Das Wetter ist einer unserer Schauspieler, ein knorrige alte Theaterlegende. Der macht manchmal was er will, schenkt uns dafür aber auch große Augenblicke. Darauf müssen wir uns einfach einstellen!“ Und so war es auch. Dass dieser erste Drehtag, wenn die Familien das erste Mal von dem Unglück erfahren, im Schneetreiben stattfindet, ist ein großes Geschenk für den Film. Er spiegelt die Stimmung. Durch den Film schmilzt der Schnee dann langsam ab und gibt den Blick frei auf das was unter der Oberfläche liegt ….

Besetzung:

Franziska Tobler Eva Löbau
Friedemann Berg Hans-Jochen Wagner
Cornelia Harms Steffi Kühnert
Jens Reutter Godehard Giese
Barbara Reutter Victoria Mayer
Klaus Buchwald Felix Knopp
Steffi Buchwald Isabella Bartdorff
Martin Benzinger Shenja Lacher
Nicole Benzinger Odine Johne
Paul Buchwald Aaron Kissiov
Linus Benzinger Oaska von Schönfels
Frieda Reutter Alexa Luna Tröndle
Alexandra Pacht Johanna Bantzer
Stefan Pfeiffer Christian Heller

Stab:

Regie Robert Thalheim
Buch Bernd Lange
Kamera Andreas Schäfauer
Schnitt Isabelle Allgeier
Musik Uwe Bossenz & Anton Feist
Sznenbild Myrna Drews
Kostümbild Andrea Schein
Besetzung Birgit Geier
Produktion Franziska Specht
Redaktion Katharina Dufner

Eine Produktion des Südwestrundfunks – Gedreht März/April 2017 in Bernau und Umgebung sowie Baden-Baden

RRRedaktion: Deutschland ist einer der größten Hersteller und Exporteur von Kleinwaffen und Munition. Sie werden in Krisengebieten rund um den Globus verkauft. Die nächste Bundesregierung muss endlich handeln und gesetzliche Verbote gegen das Geschäft mit dem Tod einführen. Volker Kauder, CDU, schützt und fördert gerne seine Waffenfirma und stattet damit die Bundeswehr/NATO aus.

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