5 Minuten vor 12 – Was hat sich bis heute verändert? Die Schlechtheit der Menschen ekelt einen an! Wir wünschen allen ein Leben ohne Leiden! Ab heute beginnt der Rest deines Lebens!
Verschenke deine Blumen zu Lebzeiten, nicht erst am Grabe: „Der Mensch ist erst tot, wenn sich niemand mehr an ihn erinnert“. Ein bleibender Nachruf für Udo Jürgens, zum Gedenken an seine Texte mit wertvollem Inhalt, die an die Menschheit gerichtet sind, und was lernen sie daraus? Ob „Ich war noch niemals in New York“, „Aber bitte mit Sahne“ oder „Merci, Chérie“ – mit seinen unvergesslichen Hits hat Udo Jürgens Musikgeschichte geschrieben. In einer Ausgabe von „Verstehen Sie Spaß?“ begrüßte Moderator Guido Cantz den legendären Sänger und Entertainer auf der Showbühne. Udo Jürgens – 5 Minuten vor 12. Jetzt oder nie, heute beginnt der Rest deines Lebens, heut fängt die Zukunft an!
5 Minuten vor 12
Und ich sah einen Wald,
wo man jetzt einen Flugplatz baut.
Ich sah‘ Regen wie Gift,
wo er hinfiel, da starb das Laub.
Und ich sah einen Zaun,
wo es früher nur Freiheit gab.
Ich sah‘ grauen Beton,
wo vor kurzem die Wiese lag.
Und ich sah einen Strand,
der ganz schwarz war von Öl und Teer.
Und ich sah eine Stadt,
in der zählte der Mensch nicht mehr.
Doch ich sah‘ auch ein Tal,
das voll blühender Bäume war,
einen einsamen See,
wie ein Spiegel so hell und klar.
Und ich sah auf die Uhr:
5 Minuten vor 12
Und ich sah‘ eine Frau,
die erfror fast vor Einsamkeit.
Und ich sah‘ auch ein Kind,
für das hatten sie niemals Zeit.
Und ich sah einen Mann,
der für Hoffnung und Frieden warb.
Und ich sah wie er dann,
dafür durch eine Kugel starb.
Doch ich sah auch den Freund,
der in schwerer Zeit zu mir stand.
Ich sah einen, der gab
einem Hilflosen seine Hand.
Und ich sah auf die Uhr:
5 Minuten vor 12.
Ich sah Hass in den Augen,
blindwütenden Glauben,
sah‘ die Liebe erfrieren,
sah‘ die Sieger verlieren,
sah‘ Bomben und Minen,
sah‘ Schieber verdienen,
sah‘ Klugschwätzer reden
und Fanatiker töten.
Doch ich sah‘ auch die Angst,
die so viele zur Einsicht bringt.
Jemand sagte zu mir,
dass die Zukunft grad‘ jetzt beginnt.
Und ich sah auf die Uhr:
5 Minuten vor 12.
(Instrumental)
La la la la la …..
Ich sah‘ auch die Angst,
die so viele zur Einsicht bringt.
Jemand sagte zu mir,
dass die Zukunft grad‘ jetzt beginnt.
Und ich sah auf die Uhr:
5 Minuten vor 12.
Zwölf – zwölf – zwölf
Bild.de: Ein Jahr nach seinem Tod nimmt Jenny Jürgens in BILD mit einem bewegenden Brief noch einmal Abschied von ihrem berühmten Vater. Von Jenny Jürgens.
Lieber Date‚
der Schmerz Deines plötzlichen Abschieds ist elementar. So unvorbereitet, so plötzlich, mitten aus dem Zenit Deines Erfolges und aus der Wiege Deiner Familie gerissen.
Ich habe mich oft gefragt, ob es Kinder, die sich vorbereiten können, leichter haben. Ich denke nicht, denn das bedeutet ja, dass sie ihre Eltern durch eine Krankheit begleiten müssen oder sie leiden sehen. Das war Deine größte Angst. Nicht mehr Kontrolle zu haben, sich selbst körperlich und geistig vielleicht zu verlieren. Du hast in den letzten Jahren öfter darüber gesprochen, auch öffentlich, obwohl dieses ganze Thema für mich irgendwie immer heikel war.
Ein Mann wie Du – so kraftvoll, so ästhetisch, so kreativ, so groß und immer so „Mitten im Leben“. Wie hätte ich darüber sprechen sollen, ohne falsche Assoziationen zu wecken. Das einzig Tröstliche ist, dass ich weiß: Hättest Du eine Form zu gehen wählen dürfen, sie hätte genau so ausgesehen.
Es ist schon fast schicksalhaft. Dieser 80. Geburtstag lag Dir schwer auf der Seele. Omi und Opi waren beide mit 80 gestorben und diese Zahl war für Dich eine immense, emotionale Hürde. Niemand konnte ahnen, dass auch Du uns kurz nach diesem runden Geburtstag verlassen würdest. Vielleicht haben wir das auch alle ausgeblendet. Ein Udo Jürgens wird eben nicht alt, er bleibt mit seiner Musik und seinen Texten für immer an unserer Seite, so wie wir es seit Jahrzehnten kennen.
Wer Dich auf der Bühne sah, konnte keinen Gedanken an Trennung verschwenden. Wer sah, wie Du auf Deinem Flügel spieltest, der vergaß die Zeit. Wer Deine Stimme hörte, verweilte mit tausenden Gleichgesinnten im Augenblick vereint. Das waren so verdammt starke Momente, Papa, diese Konzerte von Dir! Ich war jedes Mal so unfassbar stolz auf Dich! Ich wusste, Du warst stets schrecklich nervös, wenn Deine Familie kam. Ich hatte Dich 2014 drei Mal gesehen. In Düsseldorf, München und Hamburg. Komisch, so oft wie nie auf einer Tournee. Ich war mir eben nicht sicher, ob Du überhaupt noch einmal auf Tour gehen würdest. Ich sollte Recht behalten und diese Endgültigkeit, die damit einhergeht, ist einfach nur brutal. Der Abschied der Eltern ist und bleibt eine Amputation.
Ich möchte hier nicht Deine unzähligen Erfolge aufzählen. Diese sind überall nachzulesen. Deine Begeisterungsfähigkeit war herausragend, fast kindlich. Es war dann eben nicht „Ein gutes Wurstbrot“ sondern „Das beste Wurstbrot, das ich je gegessen habe“ und es waren nicht hundert Gäste bei einem Empfang, sondern Tausende. Wir haben uns köstlich darüber amüsiert und Du selbst sagtest: „Eine Erzählung, die sich nur auf das Tatsächliche beschränkt, ist für den Zuhörer absolut langweilig!“
Überhaupt haben wir immer viel gelacht und „Loriots Humor“ hatte in unserem Leben einen festen Platz. „Ich koche meine Eier nach Gefühl“ war Mamas morgendlicher Lieblingssatz.
Deine größte Liebe galt aber zweifelsohne Deinem kreativen Schaffen, Deiner Musik, Deinem Klavier. Nichts konnte dieser Liebe das Wasser reichen. Als Kind kommt es einer Lebensaufgabe gleich, das zu verstehen. In pragmatischen Momenten gelang das sehr gut. In emotionalen blieb eine stets ungestillte Sehnsucht.
Ich habe Dir nie einen Vorwurf gemacht, denn ich kenne diesen Beruf. Er katapultierte Dich in egomane Höhenflüge, um Dich dann in die für Dich oftmals so banale Alltäglichkeit zu entlassen. Oft sagtest Du: „Ich war kein guter Vater“. Das stimmt so nicht – Du warst eben wenig da damals. So ist das eben, wenn man plötzlich zu einem Superstar wird.
In den letzten zwei Jahrzehnten haben wir das aber enorm aufgeholt, finde ich. Was in mir bleibt, sind hunderte gute, tiefgehende und philosophische Gespräche mit Dir – und so manches kühle Glas Wein.
Für Dich bedeutete die Musik eine Flucht in eine schönere Welt. Sie stellte für Dich, den dünnen, kränklichen, kriegstraumatisierten und sensiblen Jungen ein Sprachrohr dar. Alles schien möglich. Auf Noten getragen wurdest Du wahrgenommen, konntest Dich ausdrücken und erlebtest Selbstwertgefühl. Du sagtest immer, dass dieses Erlebnis eine Offenbarung für Dich war. Die Musik blieb Dein Tor zur Welt und eine Brücke zu Dir selbst.
Auch Deine wundervollen Fans haben Dich auf Ihren Schultern getragen. Ich weiß noch, dass wir einmal auf dem Boot am Zürichsee waren. Wir wollten anlegen, um essen zu gehen und an Land wartete bereits eine riesige Traube von Fans, bewaffnet mit Fotoapparaten. Uns Kindern war das ein Graus, hatten wir doch nur so wenige Momente mit Dir allein.
Ich schimpfte genervt und Du sagtest: „Liebe Jenny, ohne diese Fans kein Boot, kein Haus, keine verkaufte Schallplatte, nichts“. Wie Recht Du hattest. Du hattest tiefsten Respekt und ich habe Dich sehr oft für Deinen Umgang mit Deinen Fans bewundert und Dich als Vorbild gesehen.
In der tiefsten Trauerphase waren es genau diese Deine Fans, die mir unendlich viel Trost zugesprochen haben. Das war eine so liebevolle Erfahrung. Ich weiß, dass Sie alle Dich unendlich vermissen und ich möchte in Deinem Namen danke sagen für all die Gedenkfeiern, Konzerte und Veranstaltungen, die bisher zu Deinen Ehren gegeben wurden. Darum geht es. Dein Andenken hoch zu halten und die Nachwelt wissen zu lassen, was für ein Ausnahmekünstler Du warst.
Mein Gott, ja “warst“, dieses seltsame Wort muss ich nun verwenden. Du hast ein großes Werk hinterlassen und ja, ich möchte behaupten, Du hast zu Lebzeiten mit Deiner Musik die Welt ein Stück verändert. Zum Besseren. Trotz allem was geschehen ist und wie anstrengend 2015 für mich war: Es tut gut, wie die Monate nun vergehen und der Schmerz sich etwas verändert. Er kommt noch in tränenreichen Wellen, aber es gibt eben auch viele Momente der großen Freude, der Liebe und des Glücks.
Genau das hättest Du auch gewollt. Mich lachen und glücklich zu sehen. Es geht mir gut, Papa! Ich werde mit Liebe beschenkt! Du wünschtest mir „Liebe ohne Leiden“ – Dein Wunsch ist in Erfüllung gegangen.
Ich glaube nicht, dass ich Dich jemals wiedersehen werde, uns eint die selbe Einstellung zu diesen Dingen. Aber Du bist für immer ein Teil von mir und ich bleibe einer von Dir.
Du sagtest: „Der Mensch ist erst tot, wenn sich niemand mehr an ihn erinnert“. Wenn das stimmt, lieber Papa, dann bist Du unsterblich. Ich liebe und vermisse Dich unendlich!
Deine Jennyline
5 Minuten vor 12
Und ich sah einen Wald, wo man jetzt einen Flugplatz baut,
ich sah Regen wie Gift, wo er hinfiel, da starb das Laub
Und ich sah einen Zaun, wo es früher nur Freiheit gab,
ich sah grauen Beton, wo vor kurzem die Wiese lag.
Und ich sah einen Strand, der ganz schwarz war von Öl und Teer,
und ich sah eine Stadt, in der zählte der Mensch nicht mehr.
Doch ich sah auch ein Tal, daß voll blühender Bäume war,
einen einsamen See, wie ein Spiegel so hell und klar,
und ich sah auf die Uhr, 5 Minuten vor 12.
Und ich sah eine Frau, die erfrohr fast vor Einsamkeit,
und ich sah auch ein Kind, für das hatten sie niemals Zeit,
und ich sah einen Mann, der für Hoffnung und Frieden warb,
und ich sah, wie er dann dafür durch eine Kugel starb,
doch ich sah auch den Freund, der in schwerer Zeit zu mir stand,
ich sah einen, der gab einem Hilflosen seine Hand,
und ich sah auf die Uhr 5 Minuten vor 12.
Ich sah Haß in den Augen, blind wütenden Glauben,
sah die Liebe erfrieren, sah die Sieger verlieren,
sah Bomben und Mienen, sah Schieber verdienen,
sah Klugschwätzer reden, und Fanatiker töten.
Doch ich sah auch die Angst, die so viele zur Einsicht bringt,
jemand sagte zu mir, daß die Zukunft grad jetzt beginnt,
und ich sah auf die Uhr, 5 Minuten vor 12.
Nananananananana.
Ich sah auch die Angst, die so viele zur Einsicht bringt,
jemand meinte zu mir, daß die Zukunft grad jetzt beginnt,
und ich sah auf die Uhr, 5 Minuten vor 12.
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