Die Deutschen fühlen sich als die Opfer des 2. Weltkrieges? Wie grausam sind die Deutschen heute noch?
Polnischer Antisemitismus im ZDF? „Die Geschichte deutscher Albträume“, „Anspruch erfüllt“, „Erstaunlich genauer Spielfilm“ – Viel Lob in den Schlagzeilen deutscher Zeitungen über die ZDF Serie „Unsere Mütter, unsere Väter“. Der Dreiteiler will eine Debatte anstoßen, will Geschichten der Kriegsgeneration nachzeichnen. Fünf Freunde erleben die Grausamkeit des Krieges. Über den Film „Unsere Mütter, unsere Väter“ Dossier zum Dreiteiler des ZDF mit weiteren Informationen, Statements der Schauspieler und Dokumentationen zum Film. NDR ZDF Botschaft
Brief des Botschafters Marga?ski an das ZDF – Vorige Woche hat Zweites Deutsches Fernsehen eine Filmserie unter dem Titel: „Unsere Mütter, unsere Väter“ ausgestrahlt, die dem Schicksal einer Gruppe der jungen Deutschen gewidmet ist, die während des zweiten Weltkriegs am Feldzug gegen die Sowjetunion teilnehmen. Die Serie genoss eine ausgesprochen breite Popularität, fand große Beachtung als ein wichtiges Dokument der deutschen Erinnerungskultur und wurde von vielen Kritikern für seine künstlerische Qualität gepriesen.
Als polnischer Diplomat kann ich mich den positiven Kritiken leider nicht anschließen. Denn das Bild der Polen und des polnischen Wiederstands gegen die deutsche Besatzung, das diese Serie vermittelt, von den meisten Menschen in Polen als äußerst ungerecht und verletzend empfunden werden wird. Es bestürzt auch mich. Die polnische Heimatarmee (Armia Krajowa) und die meisten Polen werden in der Serie als von einem obskuren Antisemitismus, der sie kaum von den deutschen Nazis unterscheidet und von der Geldgier besessen dargestellt, die sie zu den schlimmsten Taten verleiten.
Der Zuschauer erfährt dabei nichts vom Warschauer Aufstand und der Vernichtung von Warschau. Er wird auch weder von der Hilfe, die die polnischen Untergrundorganisationen an Juden geleistet haben, noch von Jan Karski, der die Meldungen über die deutschen Konzentrationslager an die Alliierten geliefert hat, noch von Witold Pilecki, der freiwillig ins KZ Auschwitz-Birkenau durchdrang um dort den Widerstand zu organisieren, etwas erfahren. Er wird auch nie vermuten können, dass die meisten Bäume in Yad Vashem gerade für die Polen als Gerechte unter den Völkern der Welt gepflanzt wurden.
Diese fast grotesk einseitige Art und Weise, auf die in der Serie Heimatarmee dargestellt wurde, kann den Eindruck vermitteln, dass die Schuld an der Vernichtung der Juden sich verteilt, dass sie auch von anderen Völkern mitgetragen werden muss. Deshalb kann es nicht wundern, dass eine der größten deutschen Zeitungen diese These direkt formuliert und für sie in der Serie einen Beleg findet. Ein solches Verständnis der Geschichte des zwanzigsten Jahrhunderts würde dem deutsch-polnischen historischen Dialog sicherlich keinen guten Dienst erweisen. Mit freundlichen Grüssen
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