Sind unsere Kirchen Hoffnungslos? Die Kirche im Zwiespalt?
Weltjugendtag: UNI Freiburg. Die römisch-katholische Kirche feiert vom 22. bis 27.01.2019 den Weltjugendtag in Panama. Theologe Lukas Schmitt über die damit verbundenen Hoffnungen. Für den Kinderbuchautor Janosch klang der Name des kleinen Landes Panama vermutlich so exotisch und fern, dass er es zum Reiseziel seines berühmten Kinderbuchs auserkor. In den nächsten Wochen könnte das Land für viele Menschen weltweit ein Reiseziel werden, denn die Hauptstadt Panama City ist vom 22. bis 27. Januar 2019 Gastgeberin des Weltjugendtags der römisch-katholischen Kirche. „200.000 Jugendliche aus aller Welt werden erwartet, um gemeinsam über die großen und kleinen Fragen des Lebens nachzudenken, um über Gott und die Welt zu sprechen, zu beten, ein wenig das Land zu erkunden und mit Papst Franziskus eine Messe zu feiern“, sagt Lukas Schmitt, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Arbeitsbereich Christliche Gesellschaftslehre an der Universität Freiburg. Seitdem Papst Johannes Paul II. den Weltjugendtag im Jahr 1984 eingerichtet hat, wird dieser jährlich gefeiert. Ein internationales Treffen wie in Panama gibt es allerdings nur alle zwei bis drei Jahre.
Der Weltjugendtag finde zu einem Zeitpunkt statt, zu dem die Differenzen zwischen der kirchlichen Welt und der Welt Jugendlicher offener denn je zutage treten. Sichtbar sei dies zuletzt im Oktober 2018 bei einer mehrwöchigen Zusammenkunft von Bischöfen aus aller Welt geworden, die im Vatikan über lebensweltliche Fragen Jugendlicher diskutierten. „Diese so genannte Jugendsynode hat einerseits gezeigt, dass viele Jugendliche sich zunehmend von einer männlich geprägten Amtskirche und den kirchlichen Lehrpositionen zu moralischen Fragen entfremdet haben“, sagt Schmitt und fügt hinzu: „Andererseits besteht auch ein sehr großer Wunsch, die katholische Kirche als konstruktiven Akteur in den akuten sozialen, ökologischen, ökonomischen und technologischen Herausforderungen zu erleben, vor denen die Welt momentan steht.“
Kirche solle zeigen, dass es Platz für alle Menschen gebe, nicht nur für jene, die den kirchlichen Standards folgten, so der Wunsch Jugendlicher auf einem vorbereitenden Treffen der Synode. Laut der Sinus-Jugendstudie von 2016 sind insbesondere christliche Jugendliche skeptisch gegenüber religiösen Institutionen. „Angesichts zahlreicher Missbrauchsfälle von Amtsträgern der katholischen Kirche unter anderem gegenüber Kindern und Jugendlichen in den vergangenen Jahrzehnten ist eine solche skeptische Haltung wenig verwunderlich.“
Doch trotz aller Kritik an der Institution könne vom Weltjugendtag auch Hoffnung ausgehen. „Die Hoffnung, dass nicht nur in der Kirche ein neues Miteinander entsteht und der Mensch mit seiner ‚Freude und Hoffnung, Angst und Trauer‘ wieder mehr im Zentrum steht sowie die Hoffnung auf ein geschärftes Bewusstsein auch in der Politik und Wirtschaft, dass der individuelle Profit und das Wohl des eigenen Landes nicht absolut zu setzen sind.“
Lukas Schmitt ist seit 2017 wissenschaftlicher Mitarbeiter am Arbeitsbereich Christliche Gesellschaftslehre an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. Derzeit promoviert er zum Thema „Migrationsethische Perspektiven in der globalen Weltgesellschaft“.
Die Kommentarfunktion ist geschlossen.