Wer fragt, der führt! Otto Brenner Preise für kritischen Journalismus – Medienpolitische Tagung 2019 der Otto Brenner Stiftung!
Unter dem Titel „Mauer in den Köpfen“: Die RRRedaktion war für Sie wieder mit dabei. Alle Jahre wieder, am 8. März der Frauentag, am 19 November der Männertag, brauchen wir solche Aktionstage? „Nicht Ruhe und Unterwürfigkeit gegenüber der Obrigkeit ist die erste Bürgerpflicht, sondern Kritik und ständige demokratische Wachsamkeit.“ (Otto Brenner, 1968)
Otto Brenner gehörte zu den wichtigsten Gewerkschaftern der Nachkriegszeit. OBS-Jahrestagung 2019 und Verleihung der „Otto Brenner Preise für kritischen Journalismus“. Die Nachwendegeneration zwischen Hoffen und Bangen“ wollen wir 30 Jahre nach dem Mauerfall eine Zwischenbilanz der deutschen Vereinigung ziehen und einen Ausblick wagen. Freiheitsversprechen, Demokratie, offene Gesellschaft: die „Habenseite“ darf trotz aller Probleme und Schwierigkeiten nicht kleingeredet werden. Was wirtschaftliche Vergleichsdaten, soziale Errungenschaften und kulturelle Vielfalt anbetrifft, kann jedoch nach wie vor nicht von deutschlandweit einheitlichen Lebensbedingungen die Rede sein. Und mit Blick auf die politische Landschaft scheinen die Unterschiede sogar jetzt erst richtig zu wachsen. Wir wollen die Ursachen für eine weiterhin „geteilte Nation“ hinterfragen, Hintergründe der „gesellschaftlichen Spaltung“ genauer ergründen und mit jungen Menschen aus Ost und West Erfahrungen austauschen und Perspektiven diskutieren. Es wurde eine Studie vorgestellt „Wahlalter senken?“
In 2019 wurde die Preisverleihung mit einer Jahrestagung verbunden, die den „Fall der Berliner Mauer“ in Erinnerung rief und u.a. danach fragte, ob „neue Mauern in den Köpfen“ entstanden sind? Die Jahrestagung konnte mit gut 300 Gästen starten und dann bei der Preisverleihung konnten sogar rund 400 Gäste begrüßt werden. Das Doppel-Angebot und die OBS-Veranstaltungen, mit seinen nachhaltigen Eindrücken bleibt den Gästen in Verbundenheit und in guter Erinnerung. Mittlerweile wurde die Dokumentation der Preisverleihung sowie der Jahrestagung von der Otto Brenner Stiftung fertig gestellt – alle Mitschnitte sowie zahlreiche Fotos der Verleihung und der Tagung stehen jetzt online zur Verfügung. Klick und Blick lohnen sich:
Ausgezeichnet wurden folgende Themen: Medienprojektpreis, Newcomerpreis, Recherche-Stipendien, Spezial-Preis, die Moderation wurde von Frau Anja Höfer (SWR) übernommen. Begrüßung durch den Vorsitzenden des Verwaltungsrates der OBS, Herrn Jörg Hofmann. Die Festrede hielt die Staatsministerin für Kultur und Medien, Frau Prof. Monika Grütters MdB.
Rainer Faust: Ein Impulsreferat, die Studie „Mauer in den Köpfen“. Die Nachwende-Generation zwischen Hoffen und Bangen – Daten und Deutungen. Der Wirtschaft geht`s gut aber die Chancen sind in Ost-West nicht gleich verteilt. Warum haben Ostdeutsche weniger Chancen in West, warum gibt es so wenige Ost-Journalisten?
Geht es in Deutschland gerecht zu? Themen der Podiumsdiskussion, die Moderation übernahm Frau Nadine Lindner, vom Deutschlandradio. Gehören Gewerkschaften und die Politik in die Schulen? Frau Marieke Reimann, Chefredakteurin der ze.tt., sie forderte das Wahlalter runterzusetzen. (Nicht wirklich, zu unerfahren, der politische Missbrauch der Altparteien wäre zu groß, sie sind leichter zu beeinflussen. Es verträgt sich auch nicht, man darf unter 18 wählen, aber alles andere darf man erst ab 18.) Eine Studie der FU Berlin über das Wahlalter 16 von Prof. Dr. Thorsten Faas. (Man sollte unter 18 besser einsetzen bei den Kommunalwahlen. Mehr Mitbestimmung statt nur Mitreden, dass macht sie bis zum Wahlalter 18 Wahlreifer.)
Die EU wird zum Überwachungsstaat: Kommunale GmbH, mehr Transparenz Recherche. Die EU baut die „Weltgrößte“ Datenbank auf und wird zu Superbehörde aufgebaut. Eine Milliarde Euro sind dafür vorgesehen, allein für Deutschland 100 Millionen.
Meinungen, Deutungen, Kommentare TAZ. Deutschland ein Wirtschaftsmärchen, „Warum es kein Wunder ist, dass wir reich geworden sind“, so lautet der Titel des Buches von Frau Ulrike Herrmann (TAZ). Ohne die USA und Europa wäre Deutschland nie auf die Beine gekommen! Viele leiden im Kapitalismus! Man kann nicht unendlich wachsen, aber Deutschland meint es kann drei Planeten verbrauchen, wir haben aber nur einen. Wir müssen schrumpfen ohne einer schweren Wirtschaftskrise. Die Lösung? Die britische Kriegswirtschaft hat es uns vorgemacht. Von einer Friedenswirtschaft in die Kriegswirtschaft und dabei die Privatwirtschaft erhalten. Ohne die Gewerkschaften wäre der Kapitalismus schon längst ans Ende gekommen.
Das System dreht sich auf der Stelle: Recherche, wer „Wohnungslos“ ist, ist „Lebensuntüchtig“. Es gibt 678 000 Wohnungslose in Deutschland, die Prognose liegt bei 1,2 Millionen. Ein 150 %iger Anstieg seit fünf Jahren. Was sind die Menschen in Deutschland noch WERT? Was ist Würde, Park oder Zimmer? Menschenrechte werden missachtet, eine Stimme für Stimmlose. „Kindermund tut Wahrheit kund“, wie Kinder über ihre Situation denken. Wohnungslose müssen für die zugewiesene Wohnung, 20qm für drei Personen, pro Tag, pro Kopf 23 Euro zahlen, mehr als bei der vorherigen Wohnung die sie verlassen mussten, weil die Miete zu hoch war. Also nochmal: „Was ist Würde, was ist RECHT? Welche Zukunft haben unsere Kinder?
Der Bauzenreport: Ein Foto sagt mehr als Worte. Die Presse hat die Aufgabe Dinge zu bringen, die unangenehm sind, dass ist eine demokratische Aufgabe. Bauzen kann überall sein.
Cumex-Geschäfte: Ein Wirtschaftskrimi. Kritischer Journalismus bringt der Demokratie den Sauerstoff den sie braucht. Maschmeyer und seine Geschäfte. 55 Milliarden Steuergelder verschwinden einfach so, ohne einen Aufschrei.
Verdiente Preisträger für guten Journalismus, es war wieder einmal eine gute und gelungene Veranstaltung der O“tto Brenner-Stiftung“, herzlichen Dank an die Macher!
Rückblicke 2018 – Otto Brenner – Stiftung schafft Wissen: Brauchen wir eine kulturell-politische Initiative zur medialen Auseinandersetzung mit der AfD? Sie wissen ja das ich unbequem bin. Dicht daran- oder mittendrin …den Mächtigen unbequem sein! Bissige Nachrichten und Texte werden fälschlicherweise immer als Kampfansage angesehen. Die OBS freut sich, aktuelle Ergebnisse einer neuen Studie am 19. November vorstellen und thesenhafte Zuspitzungen zum Thema „Rechtspopulismus und Medien“ diskutieren zu können. Die Debatte der empirischen Erkenntnisse wird ergänzt durch konkrete journalistische Erfahrungen aus dem Umgang mit der AfD (oder anderen rechtspopulistischen Parteien) und wird abgerundet mit grundsätzlichen historischen Erkenntnissen zum Thema dieser Medientagung. Seit 2018 mit der „Alternative für Deutschland“ (AfD) erstmals eine populistische Partei, die völkisches Gedankengut mobilisiert, mit rassistischen Grenzüberschreitungen provoziert und vor nationalistischen Entgleisungen nicht zurückschreckt, in den Deutschen Bundestag eingezogen ist, hat sich die Frage zugespitzt: Wie sollen „die“ Medien mit diesem (neuen) politischen Phänomen des teilweise aggressiven Rechtspopulismus umgehen?
Obwohl inzwischen vielfältige journalistische Erfahrungen mit der Partei um Alexander Gauland vorliegen, zeichnet sich noch immer keine eindeutige Haltung darüber ab, wie die AfD medial angemessen zu behandeln ist. Während beim parteipolitischen Aufstieg der AfD auch unter Journalisten noch sehr lange viel Unsicherheit darüber bestand, wie man über diese Partei berichten soll – ohne auf jeden Reiz und jede Provokation reflexhaft zu reagieren und über jedes „Stöckchen“ zu springen, das die AfD hinhielt, – gibt es inzwischen einerseits etwas mehr Gelassenheit und zuweilen ist schon eine gewisse reflektierte Souveränität zu beobachten. Andererseits mussten sich Medien und Journalisten zuweilen den Vorwurf gefallen lassen, dass sie durch die phasenweise flächendeckende Berichterstattung den Aufschwung der Partei begünstigt und durch Agendasetting eine Grundlage für die Wahlerfolge der Rechtspopulisten mitgeschaffen hätten.
Wie keine andere Partei bespielt die AfD das Instrument Social Media zur permanenten Selbstdarstellung in einer fragmentierten Öffentlichkeit und zur Bestätigung ihrer Anhängerschaft. Wie soll seriöser Journalismus mit dieser AfD-nahen oder AfD-eigenen Medienumwelt umgehen, die Wählern und Unterstützern eine „kommunikative Vollversorgung“ jenseits etablierter Medien anbietet? Welche Rolle spielen noch Berichte, Reportagen und Kommentare im öffentlich-rechtlichen Rundfunk? Was sind gute, was sind schlechte Interviews mit AfD-Politikern? Welche Relevanz hatten die diesjährigen Sommerinterviews in den öffentlich-rechtlichen Fernsehanstalten? Was sind tragfähige Konzepte für eine kluge inhaltliche Auseinandersetzung, was gelingt und was greift zu kurz? Wie berichteten führende regionale Zeitungen über die Rolle der AfD in den beiden Landtagswahlkämpfen in Bayern und Hessen 2018?
Solchen Fragen widmet sich eine weitere Studie der Otto Brenner Stiftung zum Thema „AfD und Medien“, die im Herbst 2018, druckfrisch zur Medientagung im November, erscheint. Während sich eine erste OBS-Untersuchung von Prof. Bernd Gäbler, die noch vor der Bundestagswahl 2017 erschienen ist, auf Grundfragen der AfD im Verhältnis zu Medien konzentriert und auch schon praktische Handreichungen für Journalisten entwickelt hat, werden jetzt, ein Jahr nach der Septemberwahl, die bereits gemachten Erfahrungen untersucht, praxisnah beleuchtet und kritisch analysiert. Daran schließt sich der Versuch an, Schlussfolgerungen für einen guten Journalismus abzuleiten und zu verallgemeinern.
Ausgangspunkt der analytischen Betrachtung ist: Nicht empörte Reflexe, nicht die permanente Entlarvung einzelner Aussagen und auch nicht handwerkliche Kniffe sind für die journalistische Berichterstattung über die AfD und für die inhaltliche Auseinandersetzung mit der AfD zentral, sondern nötig ist eine breiter angelegte zivilisierte Form der Auseinandersetzung, die auf Bildung setzt, Geschichtsbewusstsein vermittelt und den zivilisierten Streit für die Essenz einer demokratischen Öffentlichkeit und politischen Kultur hält. Im Journalismus geht es darum, eine demokratische Öffentlichkeit zu erhalten, zu schützen und die Willensbildung der Bürger durch eigenes Agieren vorbildlich anzuregen. Dazu gehört die alte journalistische Regel: erst darlegen, dann auslegen! Zum Auslegen gehört es, sich nicht auf jede Einzelheit und Kleinigkeit zu stürzen, sondern den politischen Gesamtansatz der AfD, eine auf dem behaupteten starren Gegensatz von Volk und Elite abgeleitete nationalistische Politik, kritisch zu untersuchen. Dazu gehört es, auf die ständigen Überlappungen mit rechtsextremen Positionen hinzuweisen, sich darin aber nicht zu erschöpfen.
Die AfD ist gekommen, um zu bleiben. Ihre Existenz ist (vermutlich) kein „Vogelschiss“ in der bundesrepublikanischen Parteiengeschichte. Also geht es darum, sich mit den Inhalten, die diese Partei repräsentiert und mobilisiert, auseinanderzusetzen. Das ist eine Auseinandersetzung in der Demokratie, die diese zugleich stärken muss. Dazu gehören Pressefreiheit, Pluralismus und eine breite Palette unterschiedlicher Medien. Dazu gehört ein Journalismus, der sachgerecht und vorurteilsfrei berichtet, klug analysiert und meinungsfreudig kommentiert. Aber auch ein Journalismus, der sich mit der schwierigen Frage rumschlägt, ab wann Meinungen nicht mehr zur demokratischen Öffentlichkeit gehören und deshalb medial entsprechend behandelt werden sollten.
Die OBS freut sich, aktuelle Ergebnisse einer neuen Studie am 19. November vorzustellen und thesenhafte Zuspitzungen zum Thema „Rechtspopulismus und Medien“ diskutieren zu können. Die Debatte der empirischen Erkenntnisse wird ergänzt durch konkrete journalistische Erfahrungen aus dem Umgang mit der AfD (oder anderen rechtspopulistischen Parteien) und wird abgerundet mit grundsätzlichen historischen Erkenntnissen zum Thema unserer Medientagung.
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