SWR-ARD Filmpremiere, am 20.11.2018, in Offenburg, zum Zweiteiler „Aenne Burda – Die Wirtschaftswunderfau“! Vormerken und EINSCHALTEN!
Wir, die RRRedaktion berichten auch gerne über die schönen Seiten des Lebens, über die hervorragenden Unterhaltungsaktivitäten beim SWR und versuchen so oft als möglich Life für unsere Leser mit dabei zu sein. Vorwort von Barbara Biermann: Unternehmerpersönlichkeit ist ein gern verwendeter Begriff, wenn es um Firmengründer und deren Leistung geht. Man denkt dann an das aufgebaute Werk, an die Lebensleistung. Aenne Burda war zweifellos eine Persönlichkeit und eine Unternehmerin, die nicht nur eine Lebensleistung hinterließ, sondern in besonderem Maße an den Wortursprung denken lässt: Eine Sache anpacken, andere in Bewegung versetzen, etwas unternehmen. Am Anfang ihres Unternehmertums standen eine Idee und der Wille sie umzusetzen, der durch eine persönliche Kränkung befeuert wurde. Aber auch der unbedingte Glaube daran, dass es für Probleme immer eine Lösung gibt. Und nicht zuletzt sehr viel Arbeit.
Von diesem Ursprung und dem Aufbau ihres Verlages, der zu einem der größten deutschen Zeitschriftenverlage werden sollte, erzählt der SWR Zweiteiler „Aenne Burda – Die Wirtschaftswunderfrau“, der am 5. und 12.12. jeweils 20:15 Uhr im Ersten ausgestrahlt wird. „Ich ändere, was ich ändern kann: Mich“, sagt Katharina Wackernagel als Anna Burda und nennt sich als äußeres Zeichen dieses Wandels ab dann Aenne. Dieses Moment der Selbsterfindung verbindet sie sicherlich mit vielen anderen prägenden Figuren gerade der Wirtschaftswunderzeit, in der der Nachkriegsboom neues Selbstbewusstsein wachsen ließ. „Aenne Burda“ macht deutlich, wie für die Titelfigur das Anliegen, auch denjenigen Frauen Mode zu ermöglichen, die sich Schneider und Modeateliers nicht leisten konnten, und das wirtschaftliche Potential dieses Ziels zusammengehörten.
Eine Haltung, die sie mit ihrem ebenfalls als Verleger überaus erfolgreichen Ehemann verband. Die reale Aenne Burda sowie Familienmitglieder, Mitarbeiter und Freunde der großen Netzwerkerin kommen in der Dokumentation „Aenne Burda – Die Königin der Kleider“ von Sigrid Faltin zu Wort, die im Anschluss an den zweiten Teil des Fernsehfilms ausgestrahlt wird. Die leidenschaftliche Aenne Burda ließ auch das gesamte Team des Fernsehfilms mit großer Leidenschaft zu Werke gehen. Regine Bielefeldt, die die Idee hatte und das Drehbuch schrieb, Sabine Tettenborn, die den Zweiteiler als Produzentin der Polyphon Pictures möglich machte, Francis Meletzky, die mit Verve und Hingabe inszenierende Regisseurin, Kamerafrau Bella Halben und Kostümbildnerin Katharina Ost, die Aennes Welt lebendig werden ließen. Für das männliche Moment im Frauenpowerteam sorgten Szenenbildner Knut Loewe und Fritz Karl, Darsteller des Alpha-Mannes Franz Burda. Allen voran und mittendrin Katharina Wackernagel, die Aenne Burda ihr Lachen schenkte, ihre Leidenschaft, ihre Stärke und ihre Durchsetzungsfähigkeit auch in niederschmetternden Momenten spürbar werden lässt und uns damit Mut macht, immer wieder um die nächste Ecke herumzudenken. (Barbara Biermann – SWR Hauptabteilungsleiterin Film und Kultur)
Katharina Wackernagel steht als Aenne Burda im Mittelpunkt eines Zweiteilers über die Offenburger Verlegerin Aenne Burda, die ein Verlagsimperium aufbaute und das Selbstschneidern nach Schnittmusterbögen popularisierte. Farbe, Schick, den Spaß an Mode wollte Aenne Burda den Frauen der Nachkriegszeit endlich wieder zurückbringen. Die richtige Idee zur richtigen Zeit. Dass modische Kleidung mit den Burda-Schnitten für jedefrau erschwinglich wurde, gab vielen Auftrieb und Selbstbewusstsein – und machte Aenne Burda zur erfolgreichen Geschäftsfrau und zu einer Inkarnation der deutschen Wirtschaftswundergeneration.
Offenburg, Ende der vierziger Jahre. Anna Burda ist mit dem Drucker und Verleger Franz Burda verheiratet, dessen Betrieb im Wiederaufbau schnell wieder prosperiert. Aber das wohlsituierte Leben einer Verlegersgattin genügt Anna nicht. Sie träumt davon, für die sich langsam von den Kriegswunden erholende deutsche Gesellschaft eine stilbildende Modezeitschrift ins Leben zu rufen. Franz ist dagegen, dem Patriarchen missfällt die Idee einer arbeitenden Ehefrau. Als Anna entdeckt, dass Franz mit seiner ehemaligen Sekretärin nicht nur eine langlaufende Beziehung, sondern auch eine Tochter hat, die so alt ist wie ihr jüngster Sohn, ist sie tief getroffen. Völlig außer sich ist sie, als sie erfährt, dass Franz seiner Geliebten ausgerechnet eine Modezeitschrift finanziert. Dabei war das ihre Idee! Anna stellt ihren Mann vor die Wahl: Entweder die Scheidung – oder er überschreibt ihr den Zeitschriftenverlag der Konkurrentin. Kompromisslos vertreibt Anna ihre Gegenspielerin und fängt sofort an, das Blatt nach ihren eigenen Vorstellungen umzuformen. Sie, die selbst gar nicht nähen kann, ist entschlossen, den Frauen Schnitte zur Verfügung zu stellen, die praktisch jede umsetzen kann. Daran hindert sie weder ihre Unerfahrenheit noch die plötzlich über sie hereinbrechende Schuldenlast des Verlags. Anna nimmt ihr Leben selbst in die Hand, nennt sich ab sofort Aenne, aus der Gattin wird die erfolgreiche Geschäftsfrau, ein Role model für Emanzipation, bevor die Idee weiblicher Selbstbestimmung überhaupt Thema wurde. Dennoch bleiben Aenne und Franz Burda ein Paar: Aus der bürgerlichen Ehe wird die Gemeinschaft zweier Alphatiere, die einander nichts schenken
und doch immer verbunden bleiben.
WARUM AENNE BURDA? VON REGINE BIELEFELDT: Als ich vorgeschlagen habe, einen Film über Aenne Burda zu machen, kannte ich ihren Namen vor allem von den Schnittmusterpackungen meiner Mutter. Sie hatte sehr viele davon, denn sie hat gerne und sehr gut genäht. Was meine Geschwister und ich – kleine Ignoranten, die war damals waren – nicht wirklich zu schätzen wussten. Heute, da Kleidung uniform und billig ist, hätten wir ihre Werke bestimmt mit mehr Respekt behandelt. Sich Aenne Burda zu nähern, war ein spannender Prozess. Ich habe alles über sie gelesen, was ich finden konnte, habe Menschen getroffen, die mit ihr und für sie gearbeitet haben oder sie privat kannten. Durch meine Recherchen und die Gespräche habe ich gelernt, dass Aenne Burda nicht nur erfolgreich war, weil sie eine gute Idee zur richtigen Zeit hatte, sondern weil sie diese Idee mit unbändiger Energie und Konsequenz umgesetzt hat.
Es sind so viele Geschichten über diese besondere Frau in Umlauf. So soll sie mit Telefonbüchern geschmissen haben, wenn ein Bote die Rechnungen brachte. Es wurde mir erzählt, dass sie, damals schon über 70, Menschen aus dem Aufzug gestoßen hat, weil die sich nicht an ihre Regeln gehalten haben. Aber es gibt auch die Geschichte über einen Porsche, den sie ihrer engsten Mitarbeiterin einfach so vor den Verlag gestellt hat. Und heute noch lächeln Menschen, wenn sie davon berichten, wie laut, wie mitreißend ihr Lachen gewesen ist. Sie war auf ihrem Weg an die Spitze aggressiv, laut, wild und unberechenbar. Aber auch charmant, großzügig und witzig, loyal und kreativ. Und sie war leidenschaftlich, als Frau und als Chefin. Für diese Mischung wurde sie geliebt und respektiert, von dem einen oder anderen sogar gefürchtet.
Um wirklich zu verstehen, was Aenne Burda erreicht hat, muss man sich vor Augen führen, in welcher Zeit die Anfänge ihres Verlages lagen: Frauen hatten selten ein eigenes Konto. Wenn sie arbeiten wollten, mussten sie ihre Männer um Erlaubnis bitten. Die arbeitende Frau war – vor allem in gehobenen Kreisen – die absolute Ausnahme. Doch genau zu diesen Kreisen wollte Aenne Burda schon seit frühester Jugend gehören.
Durch die Ehe mit Franz hat sie das geschafft, durch ihren eigenen Erfolg hat sie die Enge Offenburgs hinter sich gelassen und die Welt erobert! Sie hat ihre eigenen Regeln definiert und nach ihnen gelebt. Als Unternehmerin. Und als Frau. Ihre Ehe mit Franz kombinierte sie mit einer leidenschaftlichen Beziehung zu ihrem sizilianischen Liebhaber. Was die Leute über sie sagten, war ihr egal, Aenne war frei. Eine solche Figur ehrlich und kraftvoll zu zeichnen und sie dennoch sympathisch und nahbar zu machen, ist eine Herausforderung. Aenne hatte Sehnsüchte und Wünsche, aber sie ist von ihrem Mann Franz mit all seinen Affären und Beziehungen so oft enttäuscht worden, dass sie diese weiche Seite nicht mehr zulassen konnte und wollte. Aenne Burda hat mal gesagt, dass ihr Leben weiter in den bekannten Bahnen verlaufen wäre, wenn Franz sie nicht betrogen hätte.
Da stelle ich mir als Autorin in diesem Moment die Frage, ob nur Unglück kreativ macht und welch‘ ungehobene Schätze in uns schlummern, die wir alle viel zu glücklich und zufrieden sind… Während meiner Arbeit an den Büchern habe ich eine Frau kennengelernt, die ich bewundere. Die Freiheit, die Aenne Burda gelebt hat, die Entscheidung, nicht mehr anderen gefallen oder deren Erwartungen entsprechen zu wollen, sondern stolz auf sich und das durch eigene Kraft Erreichte zu sein, dieses Selbstbewusstsein macht sie für mich zu einem Vorbild, das nichts an Aktualität verloren hat. Ich nähe nun übrigens selbst nach Burda-Schnitten. Meine Tochter weigert sich, die Sachen anzuziehen. Vielleicht ändert sich das ja noch, wenn sie die Filme gesehen hat und dann weiß, was für eine Frau Aenne Burda war.
STATEMENT DER PRODUZENTIN SABINE TETTENBORN AENNE BURDA: — was für eine faszinierende Persönlichkeit diese Frau doch ist. Mit ihrem Mut, ihrer Vision kann sie ein Vorbild für junge Menschen sein, ein role model für angehende Unternehmerinnen, von denen es immer noch nicht genügend gibt. Wieso konnte Aenne als Geschäftsfrau so erfolgreich sein, in einer Zeit, in der Frauen mehr Pflichten als Rechte hatten, sie die Erlaubnis des Ehemannes einholen mussten, um arbeiten zu können? Hindernisse konnten Aenne nicht aufgehalten, sie suchte die Lösung. Sie war ihrer Zeit voraus, war innovativ, interessiert, inspiriert. Sie war eine erfolgreiche Geschäftsfrau, gleichzeitig auch Mutter, Ehefrau, Geliebte. Dieses Projekt ist in vielerlei Hinsicht ein Glücksfall für mich. Als Produzentin mit Sitz in Baden-Württemberg bin ich immer auf der Suche nach interessanten Projekten, die in der Region angesiedelt sind und gleichzeitig eine deutschlandweite, auch internationale Strahlkraft haben. Deswegen bin ich von dieser Projektidee sofort überzeugt gewesen, als die Autorin Regine Bielefeld mich darauf angesprochen hat. Es war nicht leicht den repräsentativen Ausschnitt aus diesem ereignisreichen Leben für unsere Spielhandlung zu finden. Wir haben uns dann auf die dramatischen Jahre von 1949 – 52 konzentriert.
Ute Dahmen hat die Biographie WUNDER SIND MACHBAR über das Leben von Aenne Burdageschrieben. Sie hat uns als genaue Kennerin dieser Persönlichkeit bei der Umsetzung des Projekt bis zur Fertigstellung als Beraterin begleitet. Mit der Regisseurin Francis Meletzky haben wir die perfekte Partnerin für die Realisierung dieses Stoffes gefunden. Mit großer Leidenschaft und feiner Leichtigkeit hat sie dieses unkonventionelle Leben in Szene gesetzt, gemeinsam mit unserem hochkarätigen Team und den hervorragenden Schauspielern. Und unsere wunderbare Katharina Wackernagel — für mich ist sie AENNE BURDA
AENNE BURDA – DIE KÖNIGIN DER KLEIDER: Eine Dokumentation von Sigrid Faltin Mittwoch, 12. Dezember, 21:45 Uhr Redaktion Simone Reuter Sie ist die erfolgreichste deutsche Verlegerin ihrer Generation: Aenne Burda aus Offenburg (1909 – 2005). Eine Frau, die Beruf, Familie und Glamour unter einen Hut zu bringen wusste und deren Karriere mit einem veritablen Ehebruch begann. Sie ist 40 Jahre alt, Hausfrau und Mutter von drei pubertierenden Söhnen, als sie erfährt, dass ihr Mann, der Druckereibesitzer und Verleger Dr. Franz Burda, seit Jahren mit seiner Sekretärin ein Verhältnis und eine Tochter hat, und dass er dieser Geliebten auch noch einen Modeverlag geschenkt hat. Anna Burda, die stets von einem Modeverlag geträumt hat, stellt ihren Mann vor die Wahl: Scheidung oder Verlag. Die Burdas bleiben zusammen, machen einen Ehevertrag, und Anna nennt sich von nun an Aenne. Sie übernimmt den Verlag ihrer Rivalin (inklusive deren Schulden) und startet durch. Mit ungeheurer Energie und dem richtigen Riecher für das, was sich Frauen in der Nachkriegszeit wünschen – praktische, aber schicke Mode zum Selbermachen – macht sie „Burda Moden“ zur erfolgreichsten Modezeitschrift der Welt. Das wilde Mädchen aus einer Offenburger Eisenbahnerfamilie wird eine unabhängige, manchmal auch eigensinnige Verlegerin, die ihrem Mann zeigen will: Ich bin besser als all Deine Geliebten. Aenne ist die Königin der Kleider, häufig ungeduldig und hart, aber auch spendabel und großzügig, Sie feiert Parties mit Sofia Loren, wird gemalt von Andy Warhol und ist befreundet mit Grace Kelly, Hans-Dietrich Genscher und Karl Lagerfeld. Ihre Freundschaft mit dem Maler Hans Kuhn führt sie nach Sizilien.
Dort lernt Aenne Giovanni kennen und lieben. Dreißig Jahre bleibt sie mit ihm zusammen, reist und wohnt im Urlaub in einem gemeinsamen Haus auf Sizilien mit ihm. Aennes Mann Franz nimmt es hin. Die Burdas führen eine „offene Ehe“, aber wenn es um Galas und Glamour geht, um Bal Paré oder den Bambi, geben sie das Traumpaar. Glanzvoller Höhepunkt ihrer Karriere und ihres Lebens ist 1987 eine Modenschau in Moskau, als Burda-Moden dank Raissa Gorbatschowa als erster deutscher Verlag den eisernen Vorhang durchbricht. Die Dokumentation belegt die Geschichte des Fernsehfilms. Zu Wort kommen Aenne Burdas Biografin Ute Dahmen, Aennes jüngster Sohn, der Verleger Dr. Hubert Burda, die Schwiegertochter Dr. Christa Maar, Uschi Glas, Wolfgang Joop und langjährige Mitarbeiter und Freundinnen von Aenne Burda. Auskunft gibt aber auch und vor allem Aenne Burda selbst, die seit den 60er Jahren immer wieder interviewt wurde. Fotos und charmantes Archivmaterial, von dem manches erstmals veröffentlicht wird, ergänzen die Interviews.
DIE MULTIMEDIALE WEBDOKU ZUM ZWEITEILER ÜBER AENNE BURDA: „Aenne Burda – Die Wirtschaftswunderfrau“, ein Film über die bemerkenswerte Karriere einer Frau in der Nachkriegszeit. Mit außergewöhnlichem Mut und voller Energie startet sie mit ihrer Modezeitschrift in einer Zeit zwischen Trümmern und Wirtschaftswunder, zwischen Kriegstrauma und Aufbruchsstimmung. Wie gelingt es der Filmcrew fast 70 Jahre danach dieses Lebensgefühl wieder lebendig werden zu lassen? Die multimediale Webdoku gewährt spannende Einblicke in die intensive kreative Arbeit hinter den Kulissen dieses historischen Zweiteiler. Szenenbildner Knut Loewe, Kostümbildnerin Katharina Ost und Filmzeichner Nikolas Kouidis: Knut baut (und kocht) für seine Schauspieler, Katharina zieht sie an und Niko baut ihre Filmsets in 3D.
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